Der Solar Racing Cup
Wenn junge Menschen mit Ingenieurinnen und Ingenieuren zusammenkommen, staunen sie über deren Erfindungen, trauen sich aber zunächst selbst kaum zu, so etwas auch zu machen. Nicht so beim Solar Racing Cup des Bezirksvereins Ostwestfalen-Lippe: Hier tauchen Schülerinnen und Schüler direkt in die Arbeitswelt ein und bauen ihren Solar-Rennwagen, unterstützt von den technischen und personellen Möglichkeiten vor Ort im Unternehmen.
Der VDI-Bezirksverein Ostwestfalen-Lippe (BV OWL) ist eingebettet in eine lebendige Technologie- und Produktionsregion. Der positive Spirit familiengeführter Unternehmen und zahlreicher Technologieführer prägt die gemeinsame Herangehensweise an die regionalen Herausforderungen und Chancen. So hat sich der BV OWL hier zu einem starken und verlässlichen Partner auf Augenhöhe entwickelt. Aus seinen Arbeitskreisen entstehen immer wieder interessante Projekte in Zusammenarbeit und mit Unterstützung unabhängiger Unternehmensnetzwerke, wie beispielsweise dem Energie Impuls OWL e.V.. Gemeinsam mit dem VDI führt er auch den Solar Racing Cup durch – ohne Frage das spektakulärstes Projekt in einer Palette verschiedener Berufsorientierungsaktivitäten des Bezirksvereins und seiner Partnerunternehmen.
„Wir wollen junge Menschen mit Technikunternehmen verbinden“
Der 2008 als Bobbycar Solar Cup ins Leben gerufene Solar Racing Cup nutzt den Reiz der Rennatmosphäre in Kombination mit solarer Antriebstechnik. „Wir wollen junge Menschen mit den Fachleuten in den Technikunternehmen zusammenbringen, also Ingenieurinnen und Ingenieuren, Facharbeitende und Auszubildende, und so eine gezielte Zusammenarbeit initiieren“, beschreibt Klaus Meyer, Projektleiter und Bezirksvereinsvorsitzender, die Idee hinter dem Solar Racing Cup. Zentrale Zielgruppe seien Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse, denn es gehe vor allem um die Berufsorientierung der jungen Menschen, betont Meyer.
Jedes Jahr im Frühjahr können sich 25 Teams mit Schülerinnen und Schülern aus ganz OWL um einen Startplatz beim Solar Racing Cup bewerben.
Zentrale Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Teams beim Bau des Solar-Rennwagens mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, denn der Rennwagen soll nicht im schulischen Umfeld, sondern direkt mitten in der Arbeitswelt entstehen.
Technik lässt Ideen Wirklichkeit werden
Nachdem die Teams bei einer Auftaktveranstaltung die Grundausstattung wie Elektromotor, Akku, Solarmodul und diverse Kleinteile erhalten haben, geht es gemeinsam mit den Technikexpertinnen und -experten der Partnerunternehmen an die Idee, die Konstruktion und den Bau. Vorgefertigte Bausätze oder fertige Anleitungen gibt es nicht. Einzige Vorgabe für alle Teams als Reminiszenz an den Kultfaktor Bobbycar: Der Solar-Rennwagen muss über das charakteristische Lenkrad und die Hupe verfügen.
Dass bei der Konstruktion und der Auswahl der Materialien auf Nachhaltigkeit geachtet wird, versteht sich von selbst: Es gibt Fahrgestelle aus Holz und auch vermeintliche Schrottteile werden wiederverwendet. „Schließlich können wir unser zweites großes OWL-Projekt CirQualityOWL Plus nicht konterkarieren“, schmunzelt Meyer.
Bei den folgenden Terminen erfahren die Teams durch die konkrete Zusammenarbeit in den Unternehmen, welche ungeahnten Möglichkeiten die Arbeitswelt mit ihren Fachkräften, ihrem Wissen und den technischen Möglichkeiten bietet, um die eigenen Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.
Begeisterung und Ausdauer inklusive
Mögliche Partnerunternehmen lassen sich laut Klaus Meyer eher emotional als rational zum Mitmachen bewegen - egal ob Handwerksbetrieb, Mittelständler oder Großunternehmen. „Auch wenn unternehmerseits zunächst viel Fantasie und Flexibilität gefragt ist: Wer einmal erlebt hat, wie sich die jungen Menschen im Laufe der Vorbereitungen zum Solar Racing Cup entwickeln, macht mit. Die Atmosphäre in den Tuningwerkstätten und auf der Rennveranstaltung selbst ist ansteckend“, freut sich Meyer, „denn es gibt sie noch, die jungen Menschen, die sich begeistern lassen und etwas zu Ende bringen“. Viele Ausbildungsverträge würden abgeschlossen, auch wenn die direkte Vermittlung gar nicht das primäre Ziel des Wettbewerbs sei.
Ende September ist dann der große Renntag. Nach vorheriger Bewertung durch eine Jury treten die Teams gegeneinander an. Pilotinnen oder Piloten sind leichte Kinder zwischen sechs und neun Jahren. Neben den Preisen für die Schnellsten ist der höchstdotierte Preis der Technikpreis des BV OWL. Er geht an das Team mit der besten technischen Konzeption und Umsetzung, hier gewinnt also das beste Kooperationsergebnis.
Mit der Bundesagentur für Arbeit in prominenter Partnerschaft
Doch woher kommt das Geld? Der Solar Racing Cup mit einem Gesamtvolumen von rund 100.000 Euro pro Jahr will finanziert sein. Klaus Meyer weiß: „Neben einigen langfristig überzeugten Unternehmen muss immer wieder neue Unterstützung ins Boot oder besser gesagt in den Solar-Rennwagen geholt werden. Wir werben hier Einzelbeiträge zwischen 500 und 3.500 Euro ein. Erfreulicherweise unterstützt uns die Bundesagentur für Arbeit partnerschaftlich, seit sie das Projekt kennen gelernt hat. Und das nicht nur finanziell bis zur Hälfte der Gesamtkosten, sondern auch fachlich durch Berufsberaterinnen und Berufsberater vor Ort“. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle die Rolle, die die Lehrkräfte aus den Schulen der jungen Menschen spielen: Engagierte Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer und Disziplinen tragen ebenfalls entscheidend zum Erfolg des Solar Racing Cup bei, vor allem wenn es darum geht, potenzielle Teilnehmende aus den Reihen ihrer Schülerinnen und Schüler zu motivieren.
Autorin: Alice Quack
Fachliche Ansprechpersonen:
Vor Ort:
Klaus Meyer
Vorsitzender des Bezirksvereins Ostwestfalen-Lippe e.V. (VDI OWL)
E-Mail: vorsitz@bv-owl.vdi.de
VDI-Hauptgeschäftsstelle:
Dipl.-Ing. Thomas Terhorst
Bereichsleiter Regionen und Netzwerke
E-Mail: terhorst@vdi.de