Das neue Elektromotorrad NTRX flexibel, effizient, nachhaltig

Für die Entwicklung des Elektromotorrads NTRX wurde David Schoone mit dem Förderpreis für neue Technologien in der nachhaltigen Mobilität ausgezeichnet. Ziel der NTRX ist es, ein möglichst nachhaltiges, flexibles und wartungsarmes Fahrzeugkonzept zu realisieren. Das Geländemotorrad in Plattformbauweise kann durch Erweiterungsmodule von einem leichten, agilen Sportgerät zu einem langstreckentauglichen Reisemotorrad aufgerüstet werden. Herzstück des Konzepts sind das modulare Akkusystem sowie das patentierte Nabenantriebssystem, das auf dem Axialflussprinzip basiert und eine besonders effiziente Wasserkühlung nutzt.
VDI: Sie wurden mit dem Förderpreis ausgezeichnet. Wie kam es dazu?
David Schoone: Ende 2023 lernte ich Volker Kuhnert vom VDI Ostfriesland im Rahmen des Innovationspreises der Stadt Wilhelmshaven kennen, den ich für mein Nabenantirebssystem in der Kategorie „Technologische Innovation“ erhielt. Durch ihn fand ich einen engeren Bezug zum VDI, und er zeigte sich begeistert von meinem Projekt.
VDI: Worum genau geht es dabei?
David Schoone: Die Grundidee existiert schon seit 2018. Ich dachte, es könnte interessant sein, mit einem Elektromotor im Gelände unterwegs zu sein. Ich fahre seit meinem fünften Lebensjahr Motocross – also schon mein ganzes Leben lang. Mit einem Kindercross-Motorrad ist das noch unproblematisch. Doch je größer und lauter die Motorräder sind, desto höher sind die Umwelt- und Lärmbelastungen. Das erschwert das Training außerhalb abgesperrter Motocross-Strecken. Dadurch entsteht ein großer Aufwand, da man lange Anreisen und begrenzte Nutzungszeiten in Kauf nehmen muss.
Darum dachte ich, es müsste doch mittlerweile alternative Antriebskonzepte geben. Schließlich hat man mit einem Elektroantrieb auch von Anfang an das volle Drehmoment. Das ist für den Motorsport ohnehin interessant. Also begann ich, ein wenig zu experimentieren, denn das damals verfügbare Elektromotorrad war für mich unerschwinglich. Zu der Zeit hatte ich gerade mein Maschinenbaustudium begonnen und kein Geld übrig – da war ein Eigenbau verlockend.
VDI: Wie sind Sie vorgegangen?
David Schoone: Ursprünglich wollte ich ein bestehendes Chassis elektrifizieren. Da es an den Motocross-Strecken vor Ort jedoch keine Ladeinfrastruktur gibt, dachte ich, ein modulares Wechselsystem wäre die Lösung. Schnell entwickelten sich daraus mehrere kleine Akkus – so konnte ich für kürzere Strecken Gewicht einsparen, aber trotzdem auch längere Distanzen bewältigen. Denn der größtmögliche Akku wird schnell zu schwer. Wenn man technisches Fahren trainieren möchte, bei dem man auch über Hindernisse muss, passt ein kleinerer Akku besser, denn so bleibt man agil und flexibel.
Und für diese Umsetzung eines modularen Akkusystems habe ich den Förderpreis erhalten. Ich bin begeistert, dass meine Entwicklung eines innovativen Elektromotorrads anerkannt wurde. Mir war es wichtig, sowohl die Lärmbelastung als auch die Umweltaspekte zu reduzieren. Es gab kaum Elektromotorräder für den Offroad-Bereich, und die existierenden waren sehr teuer. So wurde die Idee eines Eigenbaus geboren.
Technische Details
Schneller Akkutausch möglich. Die Akkus bestehen aus mehreren kleineren Modulen, die je nach Bedarf kombiniert oder getrennt werden können. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung von Gewicht und Reichweite des Fahrzeugs. Das System ist so konzipiert, dass es auch unter rauen Bedingungen stabil und sicher bleibt.
Nachhaltig, da einzelne Zellen einfach austauschbar sind. Anstelle von fest verschweißten Zellen verwenden wir ein Klemmsystem, das den Austausch defekter Zellen ohne aufwendige Demontage ermöglicht. Dies reduziert nicht nur den Wartungsaufwand, sondern verlängert auch die Lebensdauer des gesamten Akkupacks.
Kompakt, effizient gekühlt, bis zu 750 Nm Drehmoment. Der Motor nutzt das Axialflussprinzip, bei dem die magnetischen Feldlinien axial durch den Stator verlaufen. Dies ermöglicht eine kompaktere Bauweise und eine höhere Leistungsdichte im Vergleich zu traditionellen Radialflussmotoren. Die spezielle Kühltechnik minimiert Temperaturspitzen und verbessert die Effizienz.
Wartungsarm, effizient, verbessert das Fahrverhalten durch geringes Gewicht. Im Gegensatz zu konventionellen Antriebssystemen entfällt der Bedarf an Ketten oder Getrieben, was nicht nur den Wartungsaufwand verringert, sondern auch den Energieverlust durch mechanische Reibung minimiert. Dadurch wird die Kraft direkter übertragen und das Fahrgefühl verbessert.
VDI: Was ist das Besondere an Ihrem Elektromotorrad?
David Schoone: Neben dem Nabenmotor, den ich speziell für das Motorrad entwickelt habe, ist es das modulare Akkusystem. Das modulare Akkusystem ermöglicht einen schnellen Austausch der Akkus, was besonders auf Motocross-Strecken ohne ausreichende Ladeinfrastruktur von Vorteil ist. Zudem kann das Gewicht des Motorrads je nach Bedarf angepasst werden. Zusätzlich entwickeln wir ein Klemmsystem für die Akkuzellen, das nachhaltiger ist, da defekte Zellen leicht ausgetauscht werden können.
VDI: Wie sind Sie auf die Idee mit dem Nabenantriebssystem gekommen?
David Schoone: Im Gegensatz zu herkömmlichen Antriebskonzepten verzichten wir auf Ketten und Getriebe, was die Effizienz erhöht und den Wartungsaufwand reduziert. Nabenmotoren beeinflussen das Fahrverhalten normalerweise negativ, da sie die ungefederten Massen erhöhen. Unser Motor ist jedoch besonders leicht und leistungsstark – dank eines innovativen Kühlsystems, das die Wärme direkt an den Spulen abführt.
Technik zum Anfassen
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Weitere Exponate sind der „Spacebuzz“, der Kindern und Erwachsenen einen 15minütigen virtuellen Flug durchs All ermöglicht, das VDI-TecMobil, ein mobiler Makerspace in einem alten Doppeldeckerbus und ein elektrisch-autonomes Prototyp-Rennfahrzeug des Formula Student Teamsder RWTH Aachen.
VDI: Wie haben Sie den Motor entwickelt?
David Schoone: Wir haben einen axialflussbasierten Scheibenläufermotor entwickelt, der besonders kompakt und leistungsfähig ist. Dank eines speziellen Aluminiumkühlkörpers bleibt der Motor auch unter hoher Belastung effizient. Mit einem Gewicht von rund 19 Kilogramm erreicht er Drehmomente von bis zu 750 Newtonmetern. Der Aluminiumkühlkörper nimmt die einzelnen Kupferspulen formschlüssig auf und wird vollständig von Kühlmittel durchströmt. Dies ermöglicht eine effiziente Wärmeabfuhr direkt an der Wärmequelle, wodurch die Lebensdauer des Motors verlängert und die Effizienz gesteigert wird.
VDI: Arbeiten Sie alleine an diesem Projekt?
David Schoone: Ich habe den Motor und viele weitere Komponenten größtenteils allein entwickelt. Unterstützt werde ich von meiner Familie, die auch beim Bau hilft. Seit Anfang des Jahres werden wir durch das EXIST-Gründungsstipendium gefördert. Unsere Prototypen fertige ich in Eigenregie mit selbstgebauten Maschinen. Die Serienfertigung wollen wir weitgehend intern umsetzen, um Kosten zu sparen. Aufgrund der durchweg positiven Resonanz auf meine Entwicklung habe ich diese bereits als Patent angemeldet.
VDI: Was sind Ihre nächsten Schritte?
David Schoone: Aktuell bereiten wir die Präsentation unserer ersten serientauglichen Motorräder vor, die wir Mitte Februar auf der Motorrad Show in Oldenburg vorstellen. Langfristig planen wir, weitere Mobilitätslösungen zu entwickeln und unsere Technologie in anderen Fahrzeugsegmenten einzusetzen.
Zur Person

David Schoone studierte Maschinenbau an der Jade Hochschule Wilhelmshaven. Während des Studiums begann er mit der Entwicklung der Elektroenduro NTRX und gründete 2020 das Startup Envecotricity. Seine ursprüngliche Motivation entsprang seiner Leidenschaft für den Motocross- und Endurosport sowie dem Wunsch, diesen ohne Lärm- und Umweltbelastung ausüben zu können. Heute steht für ihn vor allem das Ziel im Fokus, mit innovativen Technologien die Mobilitätswende ressourcenschonend und nachhaltig zu gestalten.
Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagiert er sich ehrenamtlich für die MINT-Förderung junger Menschen und beteiligt sich an Veranstaltungen der Jade Hochschule.
Autorin: Gudrun Huneke
Fachlicher Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Christof Kerkhoff
VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik
Telefon: +49 211 6214 645
E-Mail: kerkhoff@vdi.de