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Die TechnoTheken

Schmieden für den Techniknachwuchs

Kinder und Jugendliche an Technik heranführen und sie dafür begeistern - keine leichte Aufgabe, vor allem nicht in Flächenländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Eine zukunftsweisende Lösung ist gefragt.

Nachwuchsarbeit hat einen hohen Stellenwert

Auf einer Veranstaltung des VDIni-Clubs im April 2013 in der Stadtbibliothek Erfurt nimmt alles seinen Anfang. TechnoTheken vereinen Bibliotheken und Makerspaces, also offene Lernräume mit Zugang zu Werkzeugen, Technologien, Materialien und Know-how. So entstehen Mint-Cluster, in denen Kinder und Jugendliche nicht nur lesen, sondern auch direkt ausprobieren können. Zunächst als Pilotprojekt für den Nachwuchs in der Stadtbibliothek Erfurt geplant, entwickeln sich die TechnoTheken seit dem Jahr 2016 als Projekt der regionalen VDI-Gliederungen in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Als dritter Lernort neben Elternhaus und Schule sind sie in öffentlichen Bibliotheken angesiedelt, immer mit dem Ziel, das „T“ als wichtigen Teil der MINT-Bildung dauerhaft zu etablieren sowie kontinuierlich und gleichberechtigt zu fördern. Mittlerweile gibt es in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern zusammen knapp 40 solcher Schmieden für den Techniknachwuchs, weitere TechnoTheken sind in Vorbereitung. Beide regionalen VDI-Gliederungen können zurecht stolz sein auf ihre führende Rolle. Seit einigen Jahren breitet sich die Idee auch in andere Bundesländer aus: Gerade erst hat der Lenne Bezirksverein an der Hohenlimburger Stadtteilbücherei eine TechnoThek eröffnet, die Bezirksvereine Schwarzwald, Köln und Hannover sind aktuell mit ihren Bibliotheken in der Umsetzungsplanung, damit auch hier bald TechnoTheken entstehen.

Der VDI in Mecklenburg-Vorpommern gehört mit rund 600 Mitgliedern zu den mitgliedermäßig kleinsten, flächenmäßig aber zu den größten Regionalgliederungen des VDI. Schwerpunkt der Aktivitäten von Bezirksverein und Landesverband bildet die Nachwuchsarbeit mit zwei VDIni-Clubs, dem bundeslandesweiten Tag der Technik, als größte MINT-Veranstaltung Mecklenburg-Vorpommerns, und den TechnoTheken: Bis Ende des Jahres 2024 werden es insgesamt 18 sein. Drei weitere Standorte, vor allem im östlichen Teil des Bundeslands, sind in Planung.

Doppelt so groß, gemessen an der Mitgliederzahl, ist der VDI in Thüringen, aber auch hier wird die Nachwuchsarbeit groß geschrieben: Ausgehend von der Kinder- und Jugendbibliothek Erfurt wurden bisher 19 TechnoTheken verteilt über das ganze Bundesland in Bibliotheken eingerichtet, die zwanzigste ist in Vorbereitung. Durch ihr vielfältiges Angebot an Büchern, Medien und Veranstaltungen übernehmen Bibliotheken einen kommunalen Bildungsauftrag - da liegt es nahe, die TechnoTheken gerade dort zu etablieren.

Vom Technikzentrum zur TechnoThek

Doch wie fing alles an? Eckart Wutschke, Geschäftsstellenleiter des Landesverbands Thüringen und des Thüringer Bezirksvereins e.V. erinnert sich: „Bedeutsame Neuerungen bedürfen oft des Zufalls: Zum Tag des Buches im April 2013 führte der VDIni-Club Erfurt eine Experimentierveranstaltung in der Kinder- und Jugendbibliothek durch. Ich stand neben einem Herrn, der spontan meinte: `Das müssten wir hier öfter machen.´ Als ich antwortete, `Kein Problem, das lässt sich organisieren!´, war das Erstaunen groß. Noch größer wurde es, als wir uns gegenseitig vorstellten: Er war kein geringerer, als der Direktor der Erfurter Stadtbibliothek selbst. Wir setzten uns zusammen und dachten über ein Technikzentrum in der Bibliothek nach“. Die anfängliche Unsicherheit seitens des VDI, sich mit dem eigenen Logo in einer öffentlichen, kommunalen Einrichtung zu präsentieren, ist schnell zerstreut, und so nimmt ein Jahr später das Technikzentrum seinen Betrieb auf. Offiziell eröffnet wird es nach einem zweijährigen Probelauf im Jahr 2016. Seitdem läuft das Erfolgsmodell unter dem Namen TechnoThek.

Zwei Jahre später zieht Mecklenburg-Vorpommern (MVP) nach und kann sich sogar über Bundesmittel freuen. János Zierath, Vorstand Jugend und Technik im Bezirksverein MVP, blickt mit Stolz zurück ins Jahr 2018: „In der Uwe-Johnson-Bibliothek in Güstrow wurde die erste TechnoThek mit Mitteln des Landesverbands und des VDI-Technikfonds eingerichtet. Diese Bibliothek wurde 2023 für ihr modulares Konzept und die gelungene Integration von MINT-Inhalten als Bibliothek des Jahres ausgezeichnet. Inzwischen wird das 'Güstrower Modell' unter anderem mit Mitteln des Wissenschaftsministeriums MVP im ganzen Land ausgerollt.“ Zierath sieht den Ausbau der TechnoTheken als ehrenamtlich getragenen Beitrag des VDI zur Bewältigung der anstehenden, gesellschaftlichen Herausforderungen: „Wir brauchen niedrigschwellige und nachhaltige MINT-Angebote, um bei Kindern und Jugendlichen das Interesse an Technik zu wecken.“ Die Ausstattung der TechnoTheken sei an allen Standorten in Mecklenburg gleich, in Thüringen gebe es eine vergleichbare Grundausstattung, die jedoch je nach Nutzungsprofil angepasst und weiterentwickelt werde.

Schlüsselrolle für Bibliothekspersonal

Ansprechpersonen vor Ort sind das Bibliothekspersonal. Meist ohne technische Vorkenntnisse werden sie so geschult, dass sie auf die Fragen durch die Kinder und Jugendlichen vorbereitet sind. Hier sei schon mal Überzeugungsarbeit zu leisten, so Zierath. Die Bedenken gegenüber den neuen Herausforderungen gelte es von Anfang an auszuräumen. „Außerdem gab es Sorge, dass der VDI eigenes Veranstaltungspersonal in die Bibliotheken setzt und Arbeit wegnimmt“, ergänzt Wutschke, „völlig unbegründet, denn ohne das langjährig gut vernetzte Bibliothekspersonal wäre es nicht möglich gewesen, diese Vielzahl von TechnoTheken in relativ kurzer Zeit zu etablieren“. 
Dort, wo die Bibliotheken nicht von sich aus auf den VDI zukommen, unterstützt der Bibliothekenverband dabei, das Konzept bekannt zu machen. Geworben wird in MVP außerdem auf dem Tag der Technik, der Fachtagung Berufsorientierung und bei Lehrkräften mit entsprechender Multiplikatorenwirkung. Thüringen setzt in der Zielgruppenwerbung auch auf die Zusammenarbeit mit dem Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien und führt die Thüringer Technik-Olympiade schon seit vielen Jahren in der Erfurter TechnoThek durch. 

Darüber hinaus besteht das ehrgeizige Ziel, für jede TechnoThek eine Patenschaft abzuschließen oder zumindest andere Vereine, interessierte Privatpersonen oder Familienmitglieder für eine Unterstützung zu gewinnen. Die Mitarbeitenden der VDI-Geschäftsstellen in MVP und Thüringen stehen natürlich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Eckart Wutschke betont: „Wichtig ist uns die zwanglose, individuelle Beschäftigung der Kinder und Jugendlichen, die oft gemeinsam mit Geschwistern oder dem Freundeskreis die Angebote nutzen und hierbei ihre Kreativität bewertungsfrei ausleben können. Da darf auch mal ein Kurzschluss produziert werden, ohne dass es Punktabzug gibt“, schmunzelt er.

Autorin: Alice Quack

Ansprechpersonen: 
Dipl.-Ing. Eckart Wutschke
Geschäftsstellenleiter
Landesverband Thüringen
Thüringer Bezirksverein e.V.
Linderbacher Weg 30
99099 Erfurt
E-Mail: lv-thueringen@vdi.de

apl. Prof. Dr.-Ing. habil. János Zierath
Vorstand Jugend und Technik
Bezirksverein Mecklenburg-Vorpommern e.V.
c/o Universität Rostock
Agrar- u. Umweltwissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl Abfall- und Stoffstromwirtschaft
Justus-von-Liebig-Weg 6
18059 Rostock
E-Mail: janos.zierath@vdi-mv.de

VDI-Hauptgeschäftsstelle:
Dipl.-Ing. Thomas Terhorst
Bereichsleiter Regionen und Netzwerke
Telefon: +49 211 6214-269
E-Mail: terhorst@vdi.de

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