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Interkulturelle Kommunikation - Was muss ich in den USA beachten?

Bild: PeopleImages.com_-_Yuri_A/Shutterstock.com

Wir glauben, die amerikanische Business Kommunikation unterscheide sich kaum von der deutschen, denn es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten zur amerikanischen als zu asiatischen oder afrikanischen Kulturen. Dennoch weichen beide in einigen zentralen Punkten voneinander ab, die die Business-Kultur maßgeblich beeinflussen. Um Missverständnisse, Reibungsverluste und Frustration zu vermeiden, lohnt es sich, sich mit diesen Unterschieden zu beschäftigen. Die interkulturelle Trainerin Michele Munzel erklärt im Interview, worauf man achten sollte.

VDI: Interkulturelle Kommunikation – was ist das und warum sollten wir uns damit beschäftigen?

Michele Munzel: Interkulturelle Kommunikation bezieht sich auf den Austausch von Informationen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und umfasst mehr als nur Sprache; sie schließt ebenso unterschiedliche Werte, Überzeugungen und Verhaltensweisen ein.

In unserer globalisierten Welt ist es unerlässlich geworden, effektiv mit Menschen anderer Kulturen kommunizieren zu können. Durch Sensibilisierung für kulturelle Unterschiede, grundlegende Bedürfnisse und das Einnehmen verschiedener Perspektiven lassen sich Missverständnisse vermeiden, Beziehungen stärken und die internationale Zusammenarbeit verbessern.

VDI: Die USA sind uns in vielen Punkten sehr ähnlich, welche Unterschiede sind wichtig in der Kommunikation?

Michele Munzel: Ja, es stimmt, dass man durch die vielen Berührungspunkte mit den USA das Gefühl haben kann, die Kultur bereits gut zu kennen. Trotz vieler Ähnlichkeiten existieren dennoch wichtige Unterschiede in der Kommunikation zwischen Deutschen und Amerikanern.

In den USA herrscht generell oft eine andere Art von Offenheit und Ungezwungenheit. Oft geht man proaktiv auf andere zu, indem man beispielsweise schnell ein unverbindliches "Smalltalk"-Gespräch mit einem Fremden beginnt. Die Hierarchien sind flacher, und man duzt sich schneller, obwohl sich dies auch in Deutschland zunehmend ändert.

Und natürlich USA ist nicht gleich USA. Es gibt innerhalb des Landes regionale Unterschiede, ähnlich wie in Deutschland. Es ist daher sinnvoll, sich über regionale Besonderheiten zu informieren.

VDI: Gibt es in den USA ein typisches Bild von Deutschland, das die Wahrnehmung von uns und unseren Umgang miteinander beeinflusst?

Michele Munzel: Das Bild von Deutschland in den USA wird oft durch Stereotype wie Pünktlichkeit, Ordnung, Qualität, Effizienz, Seriosität und eine ausgeprägte Arbeitsmoral geprägt. Während diese Eigenschaften im Geschäftskontext meist positiv aufgefasst werden, können sie manchmal auch zu unrealistischen Erwartungen führen. So war beispielsweise ein amerikanischer Kunde einmal überrascht zu sehen, dass deutsche Ingenieure ein hohes Maß an Flexibilität und Kreativität in einem Projekt an den Tag legten – etwas, das er nicht erwartet hatte.

Ein besseres Verständnis bestehender Wahrnehmungen – sowohl derjenigen, die anderen Kulturen entgegengebracht werden, als auch derjenigen, die die eigene Kultur betreffen – kann dabei helfen, unausgesprochene oder unbewusste Erwartungen zu erkennen.

Webinar „Interkulturelle Kommunikation USA"

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VDI: Welche kulturellen Unterschiede spielen für die interkulturellen Kommunikation eine besondere Rolle? Welche Besonderheiten gibt es in der Kommunikation in den USA, auf die ich mich vorbereiten sollte?

Michele Munzel: Die kulturellen Unterschiede, die in der interkulturellen Kommunikation eine besondere Rolle spielen, erwachsen oft aus der Geschichte, den Werten und den sozialen Normen eines Landes. USA ist eine, vergleichsweise, junge Nation, die zu einem größten Teil aus Einwanderern entstanden ist. Einige der wichtigsten Faktoren, die die Kommunikation beeinflussen, die Offenheit gegenüber Neuem, die Flexibilität, das nach vorne schauen, und der ‚positive thinking‘, die aus der Einwanderungsgeschichte des Landes hervorgehen.

So ist ein kurzer Small Talk zur Auflockerung vor dem Einstieg ins Geschäft üblich, um eine positive Atmosphäre zu schaffen. Aber täuschen Sie sich nicht - Zeit ist Geld.

VDI: Gibt es die typische Verhaltensweise oder das typische Missverständnis zwischen Deutschland und den USA? Welche Fettnäpfchen sollte ich meiden?

Michele Munzel: Ich habe oft erlebt, dass man in der Projektarbeit schnell in Fettnäpfchen treten kann, wenn es um Planung und Entscheidungen geht. In den USA ist es beispielsweise üblich, Entscheidungen schnell zu fällen, selbst wenn nicht alle Informationen vollständig vorliegen – denn Entscheidungen können später angepasst werden. Im Gegensatz dazu bevorzugen es Deutsche typischerweise, eine gründliche Analyse durchzuführen und alle Optionen sowie Expertenmeinungen zu berücksichtigen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Sobald entschieden ist, gilt diese oft als endgültig und wird nicht so leicht geändert.

Auch ein direktes „Nein“ als Widerspruch ist für viele Amerikaner ungewohnt und kann zu Missverständnissen führen.

VDI: Haben Sie ein Beispiel für gelungene und für misslungene Kommunikation?

Michele Munzel: Ein Beispiel für misslungene Kommunikation kann in die unterschiedliche Feedbackkultur zwischen Deutschland und den USA liegen. Deutsche loben eher selten und geben seltener positives Feedback oder Anerkennung, wenn die Arbeit gut läuft. Ganz nach dem Motto: „Nichts geschwätzt ist Lob genug“. Stattdessen wird eher nur darauf hingewiesen, was noch verbessert werden könnte. Für Amerikanerinnen und Amerikaner kann es jedoch so wirken, als hätten sie ihre Arbeit schlecht gemacht oder als sei der Vorgesetzte oder die Vorgesetzte nicht interessiert, auch wenn das Gegenteil der Fall ist.

Das bedeutet natürlich nicht, dass ein deutscher Teamleiter oder Chefin plötzlich jeden mit Lob überschütten muss. Wichtig ist jedoch, sich bewusst zu sein, dass ein unausgesprochenes Bedürfnis nach Anerkennung bestehen kann. Es lohnt sich zu überlegen, ob und wie man dem auf eine Weise entgegenkommt, die auch für einen selbst authentisch ist.

VDI: Was kann ich tun, damit es gut läuft?

Michele Munzel: Ich finde es hilfreich, offen und neugierig zu bleiben statt skeptisch oder defensiv zu sein. Ich versuche, immer einen Schritt zurückzutreten und die möglichen Perspektiven und Vorannahmen zu sehen – es spielen ja so viele unterschiedliche Faktoren in jeder Situation eine Rolle. Und daran zu denken, dass bei Geschäftsinteraktionen fast immer eine positive Absicht seitens des anderen besteht.

Es gibt auch die Sprache zu bedenken. Besonders bei der Arbeit mit Kollegen aus den Staaten, ist es häufig so, dass Nicht-Muttersprachler mit Muttersprachlern korrespondieren. Da kann es schnell passieren, dass Missverständnisse entstehen, weil man einfach denkt, dass das Gegenüber schon versteht, was gemeint ist. Und ich sag Ihnen, Amerikaner sind Fans von Euphemismen und Metaphern! Deshalb kann es sehr hilfreich sein, sich die Zeit zu nehmen und das Besprochene in eigenen Worten zu wiederholen oder das von anderen zu erbitten. Das stärkt nicht nur das gegenseitige Verständnis, sondern wird auch oft sehr geschätzt. Am Ende des Tages finde ich den Spruch treffend: „Cultures don’t meet, People do“.

Zur Person

Michele Munzel unterstützt als Interkulturelle Trainerin und Coach Fach- und Führungskräfte dabei, mit Menschen aus anderen Kulturen effektiv zu kommunizieren.

Da sie selbst in den USA geboren ist und seit vielen Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, ist ihr Spezialgebiet die Kommunikation zwischen Deutschen und US-Amerikanern. Frau Munzel war über 20 Jahre in unterschiedlichen globale Funktionen in internationalen Werbeagenturen tätig und lebte 2 Jahre in China.

Interview: Heike Homann

Fachlicher Ansprechpartner:
Ingo Rauhut
Geschäftsführer VDI-Fachbeirat Beruf und Arbeitsmarkt
Telefon: +49 211 6214-697
E-Mail: rauhut@vdi.de

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