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Rückblick: Besuch beim Goerzwerk

„Neues vom Industriestandort Goerzwerk" am 17.04.2024

Zur Begrüßung gab Herr Silvio Schobinger, Geschäftsführer Goerzwerk GmbH & Co. KG, einen kurzen Rückblick in die Historie des Industriestandortes in Berlin Lichterfelde-Zehlendorf.

Bereits 1890 stellte der Optiker Carl Paul Goerz in Berlin die „Goerz-Anschütz-Moment-Camera“, die erste Schlitzverschluss-Kamera der Welt her. Ab 1915 wurde hier in Lichterfelde im großen Stil ein Werk für die Produktion fotografischer Apparate und Objektive gebaut. Nach dem Tod von Carl Paul Goerz im Jahr 1923 fusionierte die Firma mit den Jenaer Zeisswerken. Dann übernahm die Zeiss-Ikon AG, die mit der Zeit ihre Produktpalette veränderte. Heute hat das Unternehmen Teil der ASSA ABLOY Gruppe, das am Standort Goerzallee immer noch einen Werksteil hat und weltweit führend in der Herstellung von Schließ- und Sicherheitssystemen ist.

Nachdem die Produktion der Zeiss-Ikon AG in Berlin gänzlich eingestellt wurde, stand die Immobilie zum Verkauf, die dann von Mario und Silvio Schobinger im Januar 2015 übernommen wurde.

Der ursprüngliche Name wurde wiederbelebt und „Goerzwerk“ wurde zur Marke.

Die Brüder hatten eine Vision: Sie wollten jungen Firmen, Manufakturen und Start-Ups im Südwesten Berlins eine Möglichkeit geben, sich zu entfalten. Mittlerweile sind etwa 120 Unternehmen im Goerzwerk heimisch geworden.

Herr Schobinger berichtete weiter: „Bei der Übernahme im Jahr 2015 schritten wir durch teils endlos wirkende Hallen, die in früheren Zeiten vor allem der Industriefertigung gedient hatten. Gemeinsam mit den Unternehmen, die nach und nach Quartier bezogen, teilten wir die Flächen auf, restaurierten sie nach individuellen Bedürfnissen und passten sie unter Beachtung des Denkmalschutzes modernen Baustandards an. Die neu geschaffenen Locations büßen dabei nichts von ihrem ursprünglichen Charme ein.“

Rundgang durch das weitläufige Gebäude mit Besuch einzelner Firmen:

Nun konnten wir uns bei dem Rundgang von den „Neuigkeiten“ überzeugen und begeistern lassen. In der Tat strahlt dieses alte Industriegebäude eine Lebendigkeit aus, die mit abgetretenen Stufen im Treppenhaus und mit neuer Farbgebung in den Räumen einen Kontrast bildet, der zur kreativen Arbeit animiert.

Zum Beispiel in Tom’s Korallenzucht (http://toms-korallen.de) Hier werden Korallen für Salzwasser-Aquarien gezüchtet und zum Kauf angeboten. Der Handel wird weitgehend Online abgewickelt. Allein die Idee, sich auf Korallen zu spezialisieren, ist verblüffend.

Die nächste Station war Resourceful Humans, Softwareentwicklung (https://www.resourceful-humans.com). Frau Anja Maus begrüßte uns mit einer prickelnden Präsentation ihrer Firma, die mit einem Blick „Zurück in die Zukunft“ auf Anwendungsbeispiele ihrer Softwareprodukte einstimmte. Die aus der Spiele-Welt abgeleiteten softwarebasierten Tools werden als Management Schulungen angeboten. Den Ideen zur Konfliktbewältigung sind da keine Grenzen gesetzt.

Weiter ging es zu S-Blocs, Cargo-Bikes (https://www.sblocs.de) die in einem Seitengebäude als Manufaktur mit 5 Mitarbeitern hightech Cargo-bikes zusammenbauen.

Dabei stammen die Grundideen zur Herstellung der Lenkmechanik aus eigenen Patenten und das Design aus eigenen Entwürfen. Mit welcher Begeisterung diese einzigartigen Fahrzeuge mit E-antrieben hergestellt werden, erklärt dann auch die große Fangemeinde bei den Kunden.

Weiter ging es vorbei an der Holz- und Metallwerkstatt der Schneider Worx (https://schneiderworx.de). In diesen Werkstätten werden Spezialanfertigungen sowohl für Renovierung und den Ausbaus im Goerzwerk hergestellt, als auch für externe Bauvorhaben. Die Ausstattung der Büros und der Werkstätten spiegeln den hohen Anspruch an die Ästhetik in der Arbeitswelt wider, den sich die Betreiber des Goerzwerks auch als Ziel gesetzt haben.

Ein weiteres Beispiel eines kleinen innovativen Unternehmens war

MMDD-Maxresolution3d, 3-D-Druck (https://www.maxresolution3d.com)

Hier werden auf einer kleinen automatisierten Anlage mit einem 3-D-Druck im Stereolithografie (SLA) kleine Teile hegestellt. Hier wird flüssiges Harz mit einem Laser ausgehärtet, um Schichten zu bilden.

MaxResolution3D bietet die Möglichkeit, Kunststoffteile mit einer der ersten automatisierten 3D-Druck-Produktionszellen der Welt, mit einer sog. Microfactory, in nie erreichten Geschwindigkeiten und hohen Stückzahlen herstellen zu lassen. Maxresolution3D konstruieren und produzieren für den Kunden Prototypen bis zur Serie per 3D-Druck mit Hilfe einer Kombination aus 3D-Druckern, Robotik und Sensorik.

Die gezeigten Beispiele bei der Wiederbelebung einer alten Industrieimmobilie mit all den Zwängen bei der Renovierung und bei der Neugestaltung von Arbeitsräumen wurden zum Ende des Rundgangs in einer entspannten Runde diskutiert. Besonders wurde das persönliche Engagement bei einer solchen Aufgabe gelobt. Eine Wiederholung eines solchen Rundganges für die Ingenieurinnen und Ingenieure des VDI wird geplant. Ein besonderer Dank ging an Frau Guyenz und Herrn Schobinger.

Dipl.-Ing. Uwe Rechentin
VDI Arbeitskreis Besichtigungen

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