Wohin geht der Weg für Ingenieur*innen?
Ingenieurinnen und Ingenieure sind gefragt: Je nach Fachrichtung können sie sich ihre Traumstelle aussuchen – zum Beispiel in der IT-Branche oder in der Bauwirtschaft: Viele Arbeitgeber buhlen um die Besten. Einen Einblick in die aktuelle Arbeitsmarktsituation in klassischen Ingenieurberufen gibt der regelmäßig erscheinende VDI/IW-Ingenieurmonitor.
Hinzu kommt: Zahlreiche Positionen werden jetzt und in den nächsten Jahren frei. Grund ist der demografische Wandel. Viele Babyboomer werden bald in den Ruhestand gehen. So stellte der VDI gemeinsam mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft bereits 2015 fest, dass bis 2029 mit dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben der starken Generation der Babyboomer auch 710.000 Ingenieur*innen altersbedingt dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen.
Bundesregierung will MINT-Fächer fördern
Der technologischen Fortschritte der letzten Jahre und vor allem die digitalen Transformation ändert die Anforderungsprofile für die Nachrückenden. Der Erwerb grundlegender Kompetenzen in den MINT-Fächern nimmt noch weiter an Bedeutung zu.
Das Bundesbildungsministerium (BMBF) hat daher jüngst die bundesweite Vernetzungsstelle "MINT vernetzt" gestartet, um Naturwissenschaft und Technik noch früher und noch stärker im Bildungssystem zu verankern. „Wer sich für die Energiewende, für Medikamentenentwicklung oder auch für den gesellschaftlichen Einfluss von Künstlicher Intelligenz interessiert, der braucht MINT. Und Deutschland als Innovationsland braucht die MINT-Begeisterten", so Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU).
Ähnlich formuliert es Axel Plünnecke. Er leitet am Institut der deutschen Wirtschaft das Kompetenzfeld Bildung, Zuwanderung und Innovation. Er sagt über den Arbeitsmarkt für Ingenieurinnen und Ingenieure: “Technik und MINT müssen als Fächer noch stärker in der Schule etabliert werden. Nur so können wir den Vorsprung halten.” Technik – auch mit viel Praxisbezug – solle ein eigenes Schulfach sein, so Plünnecke.
Mehr zum Ingenieurarbeitsmarkt im Wandel hören Sie in dieser Podcast-Folge von “Technik aufs Ohr”.
Digitale Transformation und Industrie 4.0
Deutschland befindet sich mitten in einem durch die digitale Transformation hervorgerufenen Strukturwandel, der die Art und Weise, wie Menschen leben, arbeiten und wirtschaften fundamental verändern wird. Nach Dampfmaschine, Fließband und Computer ermöglicht nun die digitale Transformation intelligente Fabriken, weswegen man diese Weiterentwicklung als die vierte industrielle Revolution bezeichnet, oder kurz: Industrie 4.0. Der Kern der intelligenten Fabrik ist die intelligente Vernetzung von Menschen, Maschinen und Werkstücken, die mit Hilfe moderner Sensor-Aktor-Techniken und der Verbindung unterschiedlicher Systeme über das Internet – weltweit und in Echtzeit – erfolgen soll. Dementsprechend geht es bei Industrie 4.0 nicht nur um vernetzte Produktionsprozesse, sondern um die noch intensivere Vernetzung aller Wertschöpfungsketten.
Den Unternehmen eröffnet diese Entwicklung die Möglichkeit noch kundennäher, schneller und flexibler agieren zu können. Kunden können künftig mit ihren Bedürfnissen und Präferenzen noch besser berücksichtigt werden – etwa durch Auswertung von Big Data oder durch die Einbeziehung individueller Kundenwünsche zu möglichst frühen Zeitpunkten. Damit verändert sich das Verständnis von Dienstleistungen, die mit einem physischen Produkt angeboten werden. Mit Sensorik, Aktuatoren und „Intelligenz“ ausgestattete Produkte können aktuelle Nutzerbedürfnisse während ihrer Verwendung individuell erkennen und selbstständig mögliche Mehrwerte anbieten. Die Fähigkeit, eigene Produkte mit intelligenten Dienstleistungen verknüpfen zu können, wird für deutsche Unternehmen dabei zukünftig zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden.
Je erfolgreicher deutsche Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle sind, desto besser wird die Wettbewerbsposition der deutschen Wirtschaft gesichert. Ingenieurinnen und Ingenieure, die eine zentrale Rolle in der Technikgestaltung und -entwicklung spielen, zählen bei dieser Entwicklung zu den wichtigsten Berufsgruppen und die Sicherung dieser Fachkräfte ist für Unternehmen von hoher Bedeutung.
Mit digitalen Geschäftsmodellen sollen sie aber im besten Fall auch Antworten liefern auf gesellschaftliche Herausforderungen. Einige dieser schwierigen Aufgaben sind in einem Diskussionspapier des VDI-Fachbeirats Beruf und Arbeitsmarkt beschrieben, das die Fachkräftesicherung in Zeiten konjunktureller Abkühlung in den Blick nimmt.
Digitale Transformation erfordert Agilität: Arbeiten auf Augenhöhe
Agilität gilt als Erfolgsfaktor für Unternehmen. Um der schnelllebigen Arbeitswelt und den Herausforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden, bedarf es nicht nur agiler Projektmanagement-Tools.
Es ist auch ein Umdenken in der Management-Ebene ist für den erfolgreichen Wandel notwendig. Im Fokus sollten Fragen stehen wie:
- Welche technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen werden die Berufsbilder der Zukunft beeinflussen?
- Welche neuen Geschäftsfelder ergeben sich daraus für mein Unternehmen?
Bei der Beantwortung dieser Fragen wird starres Management durch offenes, Veränderungen förderndes Arbeiten ersetzt.
Agiles Arbeiten stärkt Teamwork, Innovationsgeschwindigkeit sowie Ergebnisqualität. Doch Agilität ist nicht das Allheilmittel für einen erfolgreichen Wandel. Ohne Ziele, Vision und Strategie sind agile Methoden nutzlos. Führungskräfte und die Teams dahinter agieren als Treiber für die agile Transformation. Mensch, Organisation und die Veränderungsprozesse gehen in einer agilen Arbeitswelt Hand in Hand.
Ingenieurinnen und Ingenieure treiben agiles Arbeiten voran
Ingenieurinnen und Ingenieure als Arbeitnehmer stehen im Mittelpunkt dieses Wandels in der Arbeitswelt. Sie können mit ihrem Fachwissen und der Fähigkeit, komplexe Lösungen zu entwickeln, Wandel in Unternehmen mitgestalten. “Arbeit auf Augenhöhe” bedeutet auch selbst zu gestalten und nicht nur ausführende Kraft zu sein. Führungskräfte agieren gemeinsam mit ihrem Team – Hierarchien brechen in modernen Unternehmenskulturen zunehmend auf. Transparenz und Vertrauen gewinnen an Bedeutung.
Autoren: Sarah Janczurah, Peter Sieben, Ingo Rauhut
Fachlicher Ansprechpartner:
Ingo Rauhut
Telefon: 0211 6214-697
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