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KI-Chatbot

Wie uns ChatGPT das Leben leichter macht und wo Vorsicht geboten ist

Bild: Westend61 via Getty Images

Spätestens mit der neuen Version ist ChatGPT nicht nur in aller Munde, sondern auch im Arbeitsalltag vieler Menschen angekommen. Ob zur Übernahme wiederkehrender Aufgaben, zur Texterstellung oder als Suchmaschinenersatz, ChatGPT ist ein nützliches Werkzeug, wenn man die Schwächen und Risiken kennt.

Der wichtigste Hinweis ist: Je besser der Prompt, also meine Arbeitsanweisung, desto besser die Ergebnisse. Viele unbefriedigende Antworten ergeben sich aus unpräzisen oder zu knappen Anforderungen. Also üben, üben, üben. Zudem lohnt es sich, die eigene Rolle und die persönlichen Anforderungen in den individuellen Einstellungen zu hinterlegen. Diese werden bei jeder Anfrage mitberücksichtigt. Beispielsweise: „Ich bin Berater und meine Zielgruppe sind Ingenieure. Bitte nutze in deinen Texten das "Sie" und schreibe knapp und faktenbasiert.“

Wer das Tool nicht besonders intensiv und vorallem für Texte nutzt, kommt mit der kostenlosen Version schon recht weit. Sind die "Token" irgendwann aufgebraucht, kann man warten und später weiterarbeiten. Möchte man allerdings intensiv und mit den neuesten Möglichkeiten arbeiten, ist eine kostenpflichtige Premiumversion sinnvoll.

Für andere Nutzungsschwerpunkte sollte man sich über Alternativen informieren oder andere Tools testen. So gibt es für fast alle Anwendungen spezialisierte Programme, sei es Midjourney für Bilderstellung oder Perplexity, wenn man eine "Antwortmaschine" sucht, die die Quellen gleich mitliefert. Die Angebote sind (fast) grenzenlos. Unsere Tipps in der Anwendung funktionieren aber bei den meisten.

Unterstützungen und Zeitersparnis

Die gängigsten Anwendungsgebiete

1. Optimierung von E-Mails und Texterstellung

Teil fast jeder Tätigkeit ist umfangreicher E-Mail-Verkehr. Dabei fällt es nicht jedem leicht, auf den Punkt und professionell zu formulieren. Wenig überraschend für ein Sprachmodell kann ChatGPT hier eine sehr große Hilfe darstellen. Bereits aus wenigen Stichpunkten zu Inhalt und Empfänger erstellt das Tool eine fertige Nachricht.

Wichtig: Aufmerksam gegenlesen. Ist alles Wichtige drin? Stimmen Anrede und Abbinder? Und ein Komma nach „Viele Grüße“ setzt nur ChatGPT. Gleiches gilt auch für alle anderen Arten von Texte, sei es eine Vorlage für die Geburtstagskarte vom Chef oder die Einladung zum Jubiläum, ChatGPT hat für (fast) alles eine Lösung. Unlängst konnte man in der Presse sogar lesen, wie rücksichtvoll und empathisch ChatGPT eine Beziehung beenden kann. Wir empfehlen in allen Bereichen eine sorgfältige Überprüfung und Überarbeitung, so ist auch die persönliche Note garantiert.

2. Erstellung von Berichten und Zusammenfassungen

Jeder kennt es, kaum einer liebt es. Ellenlange Berichte und Protokolle in Echtzeit. Auch hier liefert das Tool binnen Sekunden verständliche Zusammenfassungen. 

Tipp: Je präziser Sie Ihre Anweisungen erstellen, desto besser das Ergebnis: „Gib mir die wichtigsten Punkt in 200 Wörtern/ in Bullet-Points“ wird Ihnen mehr bringen als ein „Gib mir eine Zusammenfassung“.

Gleiches gilt auch für eine Zusammenführung mehrerer Quellen in ein Dokument. Auch hier kann ChatGPT viel Zeit und Arbeit sparen. Gleiches gilt, wenn man sich auf einen Aspekt konzentrieren will oder sehr umfangreiche Informationen strukturieren und clustern möchte.

3. Brainstorming und Ideenfindung

Manchmal hilft es einem sehr die Perspektive zu ändern oder seine Ideen mit einem Sparringspartner zu diskutieren. Auch hier kann ChatGPT den Weg zu innovativen Lösungen ebnen.

Vorschlag: Um eine gute Grundlage zu haben, hilft es auch hier, ChatGPT möglichst genau zu erklären, wohin die Reise geht und die Anforderungen ggf. nachzuschärfen. Erklären Sie im Prompt Ihre Zielsetzung und Ihre Zielgruppe und geben Sie auch vor, wie viele Vorschläge Sie sich wünschen.

Im nächsten Schritt können Sie sich dann auf einen Vorschlag konzentrieren und diesen weiter ausführen.

4. Recherche und Informationsbeschaffung

Hier wird es schon schwieriger. Natürlich kann ich ChatGPT als Suchmaschine zur schnellen Beschaffung von Informationen nutzen, aber hier ist das Tool manchmal ungewollt fantasievoll. Ähnlich wie bei Google ist es daher unerlässlich die Inhalte und Quellen auf Vertrauenswürdigkeit und Relevanz zu prüfen.

Dafür kann ich mich hier gut in einen neuen Bereich einlesen oder mir ein Thema erklären lassen. Auch kann es helfen, meine bevorzugte Ausgabe mit anzugeben, sei es als Fließtext oder in Stichpunkten.

Hinweis: Hier gilt auch, je präziser die Anfrage, desto besser die Ergebnisse. Bitten Sie in der Anfrage direkt um die Angabe der Quellen oder fragen Sie nach, woher die Informationen stammen. Alternativ können Sie auch direkt Wunschquellen mit angeben. Des Weiteren haben Sie die Möglichkeit als Grundeinstellung anzugeben, wie faktentreu oder fantasievoll Ihr Chatbot antworten darf. Bei den Fragen für die Schnitzeljagd auf dem Kindergeburtstag darf die Antwort ausgedacht sein, aber für die Präsentation im Job sind fundierte Ergebnisse unverzichtbar. Gerade ab einer gewissen Spezialisierung werden die Ergebnisse schnell ungenau oder gehen am Thema vorbei. Hier sollte man prüfen, ob nicht andere Tools wie Perplexity die bessere Wahl sind.

5. Sprachliche Unterstützung bei internationalen Aufgaben

Viele Menschen arbeiten in einem immer internationaleren Umfeld. Hier kann ChatGPT helfen Sprachbarrieren zu überwinden. Sei es bei der Erstellung von Texten in anderen Sprachen oder als Übersetzungshilfe. Da es ein Sprachmodell ist, hängt hier die Qualität stark von der Quellenlage ab. Für eine grundlegendes Verständnis sorgt das Tool allerdings schon in fast allen Sprachen.

Hinweis: Für kurze E-Mails oder alltägliche Situationen topp, für spezialisiert, komplexe oder rechtlich relevante Texte nicht unbedingt ein Flopp aber hier ist Vorsicht geboten und eine qualifizierte Übersetzung oder Prüfung unverzichtbar. Zusätzlich bietet mir ChatGPT Tipps für die nächste Präsentation, griffige Einstiege in die nächste Moderation oder sichert mir den Applaus für die emotionale Rede zum Jubiläum. Hier hilft nur ausprobieren, anpassen und üben.

Risiken und Nebenwirkungen

Die wichtigsten Probleme und Schwierigkeiten auf einen Blick

1. Datenschutz und Vertraulichkeit

Bei der Nutzung von Chat GPT sollte man sich immer bewusst sein, dass man seine Daten ins System abgibt. Darum haben sensible Daten nichts in ChatGPT verloren! Das Risiko besteht, dass vertrauliche Informationen wie Kundendaten, interne Dokumente oder Geschäftsgeheimnisse verarbeitet und damit veröffentlicht werden.

Lösung: Verwenden Sie ChatGPT nur für Aufgaben, bei denen keine sensiblen Informationen verarbeitet werden müssen. Zudem sollten Sie sicherstellen, dass die Plattform den geltenden Datenschutzbestimmungen entspricht. Bei besonders sensiblen Daten empfiehlt es sich, alternative, interne Lösungen zu prüfen.

2. Qualität und Verlässlichkeit der generierten Inhalte

Zwar lesen sich die Texte, die ChatGPT schreibt, sehr locker und flüssig und auch die Argumentation ist plausibel und stringent, gleichwohl liefert das Modell oft ungenaue oder sogar fehlerhafte Informationen. Je nach Einsatz und Themengebiet liegt die Fehlerquote zwischen 5 und 13%. Darum sollte man sich niemals ohne Prüfung auf die Inhalte verlassen. Die gesparte Zeit in der Erstellung sollte daher zwingend in einen gründlichen Faktencheck fließen. Denn auch ein Chatbot kann auf manipulierte Informationen reinfallen.

3. Abhängigkeit und Verlust von Fähigkeiten

Wie bei fast allen Bereichen des Lebens, macht Übung den Meister. Je mehr Arbeit ich mir von der KI abnehmen lasse, desto größer ist die Gefahr, dass wichtige Fähigkeiten wie die kritische Auseinandersetzung mit einem komplexen Thema und damit meine Problemlösungskompetenz darunter leiden. Auch die kreative Ansätze werden doch weniger kreativ, wenn jeder nur "seine" Chat GPT Idee nutzt. Also hin und wieder selber denken nicht vergessen.

4. Ethische Fragen und Bias

Woher ChatGPT sein Wissen bezieht, ist nicht transparent. Die Daten stammen aus verschiedenen Quellen unterschiedlicher Qualität und nutzen auch Internet und Social Media. Allerdings wissen wir alle, dass sich die Wahrheitsliebe dort in Grenzen hält und auch, dass Vorurteile dort nicht selten sind.

Wir sollten uns also im Klaren darüber sein, dass ChatGPT unsere Vorurteile zu gesellschaftlichen Stereotypen verstärkt. Zum Beispiel spielte uns eine Bild-KI zum Prompt „Ziege im Kleid“ immer wieder eine Frau im Rüschenkleid aus. Und nicht immer sind die Vorurteile und Klischees so offensichtlich.

5. Kreativität Durchschnitt – Originalität mangelhaft

Auf den ersten Blick generiert ChatGPT angenehm lesbare und gut strukturierte Texte, allerdings fehlt es auf den zweiten Blick an echter Kreativität und Originalität. Ähnliche Anfragen führen zu Varianten der gleichen Antworten. Denn am Ende kombiniert und repliziert das Modell nur Versionen der Daten, mit denen es trainiert wurde. Wenn ich aber mithilfe der KI eine neue Perspektive einnehme, habe ich selbst die Chance, daraus Neues und Individuelles daraus zu kreieren.

Statt der Sorge davor, dass uns die KI ersetzt, sollten wir uns intensiv mit ihr beschäftigen. Denn wenn wir die Grenzen des Tools kennen und es bewusst einsetzen, steht einer wunderbaren Teamleistung mit guten Ergebnissen nichts im Wege.

Autorin: Gudrun Huneke

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