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Wettbewerb

VDI-Racing-Camp 2019: Wie war´s?

Bild: VDI

Vom 14.-16.06.2019 fand am Bilster Berg in Bad Driburg zum 4. Mal das VDI-Racing-Camp powered by norelem zur Formula Student statt. 20 Fahrzeuge waren mit ihren Teams am Start. Christof Kerkhoff, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik, erzählt wie es war.

VDI: Herr Kerkhoff, Sie und der Bezirksverein OWL Team haben bereits zum 4. Mal das VDI-Racing-Camp zur Formula Student ausgerichtet. Aufgrund der Erfolge der letzten Jahre diesmal erstmalig an drei Tagen. Wie war‘s?

Kerkhoff: Super, kurz zusammengefasst wirklich gut. In den letzten drei Jahren war der Initiator des Racing Camp der VDI Bezirksverein OWL. Im letzten Jahr haben wir beschlossen, wir möchten das ganze doch ein bisschen größer machen. Daraufhin haben wir uns zusammengeschlossen, um auch für die Teams ein attraktiveres Event zu machen, wo sie nicht deutschlandweit oder aus der Umgebung morgens anreisen und abends wieder nach Hause fahren. Wir wollten den Netzwerkgedanken in den Vordergrund stellen und wirklich drei Tage am Stück geballte Trainingsmöglichkeit bieten.

VDI: Das Wetter war gut, die Stimmung ausgelassen und die Resonanz riesig. Neben der Teilnehmerliste war auch die Warteliste voll. Der Netzwerkgedanke war da, es wurde gezeltet und Erfahrungen wurden ausgetauscht. Wie viele Teams waren dieses Jahr am Start?

Kerkhoff: Das ging tatsächlich sehr schnell. Wir haben die Anmeldung Donnerstag freigegeben und am Freitag waren bereits alle Plätze vergeben und die Warteliste gut gefüllt. Wir wollten 23 Teams mitnehmen, was den Platzmöglichkeiten vor Ort entspricht. In Summe hatten wir 55 Teams, die mitmachen wollten, also 32 Teams auf der Warteliste.

Final hatten wir 20 Teams am Start, weil kurzfristig das eine oder andere Team mit technischen Schwierigkeiten doch nicht anreisen konnte. Es gab zum Beispiel einen Hausbrand an der Fachhochschule Rhein-Main, wo das Nachbarlabor abgebrannt ist und das Auto dann leider nicht mehr fahrfähig war. Andere hatten mit anderen Problemen zu kämpfen.

Das heißt: 20 Teams vor Ort. Was uns zusätzlich zugutekam, waren die Wetterbedingungen im Norden. Das VDE Race, das in der Nähe von Hamburg stattfinden sollte, musste ausfallen. Die Rennstrecke wurde etwas verwüstet und die Trainingsmöglichkeit dort musste abgesagt werden. So konnten wir noch ein Alumni-Team von 2018 mit acht Personen zu uns holen, die dann auch das Judging in den einzelnen Teildisziplinen durchgeführt haben. Durch die Absage haben wir außerdem vier offizielle Judges der Formula Student Germany und Formula Student Austria bei uns gehabt, was eine absolute Bereicherung für die Teilnehmer war. So hatten wir nicht nur Alumnis als Judges, sondern auch welche von offiziellen Rennen der Formula Student Saison.

VDI: Welche Voraussetzungen muss ein Team generell erfüllen, um beim VDI-Racing-Camp mitfahren zu dürfen?

Kerkhoff: Voraussetzung ist erstmal ein sicheres und auch tatsächlich fahrbereites Auto. Dafür gibt es im Vorfeld eine Art TÜV – das  Scrutineering. Wir haben ein Pflichtscrutineering angeboten, mit Disziplinen, die das Fahrzeug auf jeden Fall bestehen muss: Dichtigkeitstest, Breaktest, also alle sicherheitsrelevanten Sachen, damit das Fahrzeug für den Fahrer, aber auch für die Zuschauer keine Gefahr darstellt.

Darüber hinaus gab es ein weitergehendes Scrutineering, das wirklich nach dem Reglement der Formula Student durchgeführt wurde. Hier konnten die Teams genau das durchprüfen, was das neue Reglement vorsieht: wie das Fahrzeug konstruiert ist, Abstände, Höhen, Volumina von irgendwelchen Behältern etc. – also eine absolute Topvorbereitung mit einer Checklist für all das, was noch in der anstehenden Saison auf sie zukommt.

VDI: Wer fährt mit und vor allem welche Konstruktionsklassen? Und haben alle eine ähnliche Herangehensweise oder gab es in Ihren Augen eine Überraschung?

Kerkhoff: Wir sind eingeteilt in zwei Klassen. Combustion, also die Verbrenner und die Elektrofahrzeuge. Die Fahrzeugaufbauten sind alle relativ identisch. Es gab in der Vergangenheit bei den Fahrzeugklassen mal den Spruch „Wings don’t work“. Das sieht man nicht mehr so, nahezu alle Fahrzeuge haben ein Aerodynamikpaket.

Ansonsten werden leicht unterschiedliche Motoren genutzt, sowohl im E- als auch im Verbrennerbereich. Aber die Grundkonstruktion ist sehr ähnlich. Es ist eben sehr schwierig das Rad neu zu erfinden bei einem sehr engen Reglement, dem sich alle unterwerfen müssen.

Die Variationen liegen eher im Detail und in der Erfahrung der Teams, damit das Auto auf die lange Strecke oder für die unterschiedlichen Disziplinen auch standfest ist, um in den Hauptevents Punkte einzufahren.

VDI: Wozu überhaupt das VDI-Racing-Camp?

Kerkhoff: Es ist für die Teams eine zusätzliche Möglichkeit, unter realen Wettbewerbsbedingungen ihr Fahrzeug und ihre Skills zu testen – in den ganzen statischen Disziplinen. Generell gehört zur Formula Student ja nicht nur, ein Fahrzeug zu bauen, sondern auch eine Kostenkalkulation für das Fahrzeug zu erstellen, sehr dezidiert verschiedene Designreports über das Fahrzeug zu machen, was genau wie wo konstruiert wurde und welchen Sinn das hat. Diese Einzeldisziplinen haben wir alle sehr gut abgeprüft, nahezu unter Realbedingungen wie auch bei den offiziellen Events, um den Studierenden eine gute Trainingsmöglichkeit zu bieten.

Wir sind Mitinitiator der Formula Student Germany, deswegen sehen wir es auch als unsere Pflicht an, uns im Vorfeld mehr zu integrieren und mehr zu unterstützen. Uns ist als VDI natürlich auch daran gelegen, den Nachwuchs zu fördern und als Verein den Netzwerkgedanken zu vertiefen. Und natürlich findet auf so einem mehrtätigen Event sehr viel Austausch und Netzwerken neben den Prüfungen statt.

VDI: Das Event war ein voller Erfolg, geht es in die nächste Runde?

Kerkhoff: Ganz klar: ja. Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall wieder so ein Event anbieten, auch wieder über drei Tage. Sponsoren und Organisatoren sind sich einig. Der Termin muss noch gefunden werden. Am Bilster Berg ist die Lokation super, wir eine Gesamtkapazität von 500 Studierenden haben , die nahezu vor Ort waren.

Es ist also schon eine große Vereinsveranstaltung, sie müsste neben dem DIT (Deutscher Ingenieur Tag) und der Hannover Messe wohl das drittgrößte Vereinsevent sein. Es war also wirklich ein großer Erfolg, den wir natürlich fortführen wollen.

Mehr Infos - auch zum Event 2020 - lesen Sie hier.

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