Direkt zum Inhalt
Gehalt und Karriere

So sieht der Arbeitsmarkt für Ingenieur*innen wirklich aus

Bild: Gorodenkoff/ Shutterstock.com

Fachkräftemangel, MINT-Arbeitskräftelücke, Nachwuchssorgen: Die Buzzwords auf dem Arbeitsmarkt 2023 sind vielfältig und gehen dennoch in eine Richtung. Der Engpass an Ingenieuren und Ingenieurinnen spitzt sich zu – dabei gilt dieser Beruf als sichere Bank mit einem hohen Gehalt. Was wirklich drin ist und wie die Zukunft des Berufsbildes aussieht.

Anhaltender Fachkräftemangel und die hohe Dynamik in der Einkommensentwicklung zwingen Arbeitgeber, ihr Gehaltsniveau, ihre Arbeitszeiten und die Karrierechancen im Unternehmen zu überprüfen, um im sogenannten „War for Talents“ konkurrenzfähig zu bleiben, heißt es in der Studie "Ingenieurgehälter 2005-2022" des Karriere- und Technikportals ingenieur.de aus dem VDI Verlag. Absolventinnen und Absolventen sind hart umkämpft; Talente für MINT-Berufe gefragt wie nie. Der Begriff „War for Talents“ geht dabei schon auf das Jahr 1997 zurück. Berater Steven Hankin erwähnte ihn erstmals in einer Arbeitsmarkt-Studie von McKinsey & Company. Top-Arbeitskräfte zu finden, befasst den Markt also schon lange bzw. immer wieder. 1997 ging es um die neuartige Computerisierung, heute beschäftigen sich Unternehmen und Industrie mit der Digitalisierung und Transformation, um die Herausforderungen der Zeit zu meistern. Erneuerbare Energien, Künstliche Intelligenz oder autonome Prozesse sind nur wenige Stichworte, wofür es kluge Köpfe braucht. Und die wissen, dass sie gut bezahlt werden (sollten). 

Energieversorger und Pharmaindustrie: Berufseinsteiger erhalten hohe Gehälter

Vor allem die Chemie- und Pharmaindustrie verzeichnet 2022 ein Plus von 12 Prozent bei den Ingenieureinkommen für Berufseinsteiger. Weiterhin gibt die Studie von ingenieur.de an, dass sich junge Arbeitnehmer in der Energieversorgung über einen Anstieg von mehr als 8 Prozent freuen können. Berufserfahrene Ingenieure und Ingenieurinnen geben sogar ein Plus von 13 Prozent im Energiesektor an. Das spiegelt die Entwicklung wider – Energiekrise durch den Ukraine-Krieg sowie die Notwendigkeit der Transformation hin zu Erneuerbaren braucht Arbeitskräfte. Eine entgegengesetzte Entwicklung zeigt sich beim Fahrzeugbar. Minus 11 Pozent. Ingenieureinkommen geben erfahrene Teilnehmende für 2022 an. Der Automobilsektor wird auch von den Deutschen mit Skepsis betrachtet. Mehr als die Hälfte der Befragten einer VDI-Umfrage (55 Prozent) glaubt nicht daran, dass auch in 10 oder 15 Jahren noch die besten Autos der Welt aus Deutschland kommen. 

So viel Gehalt ist tatsächlich drin

Was heißt das nun in Zahlen? Für Berufseinsteiger*innen mit Ingenieurstudium bewegt sich das durchschnittliche Brutto-Jahresgehalt bei 52.450 Euro. Das entspricht einem Plus von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Ingenieur oder eine Ingenieurin mit weniger als zwei Jahren Berufserfahrung verdient in der Energieversorgung ca. 52.200 Euro brutto im Jahr. In der Chemie- und Pharmaindustrie sieht es noch besser aus: Hier sind 61.200 Euro drin. Das Baugewerbe schneidet etwas schlechter ab. Junge Ingenieure und Ingenieurinnen erhalten laut der Studie ca. 47.700 Euro im Jahr.  

Zu den Top-Verdiener*innen nach mindestens zwei Jahren Berufserfahrung zählen die ITler. Das Berufsfeld boomt mit einem durchschnittlichen Jahresbrutto von 75.000 Euro. Der Gehaltstest des VDI Verlags verzeichnete in den vergangenen Jahren große Zuwächse in der Zielgruppe „IT-Ingenieure und -Ingenieurinnen“. Das unterstreicht die zunehmende Bedeutung neuer, interdisziplinärer Berufsbilder zwischen klassischem Ingenieurwesen und Informationstechnologien.

Über 5.600 Ingenieure, Ingenieurinnen und IT-Fachkräfte haben 2022 am Gehaltstest von ingenieur.de teilgenommen. Die konkrete Auswertung können Sie als VDI-Mitglied kostenfrei unter MeinVDI einsehen und downloaden. Im Buchshop auf Ingenieur.de können Sie als Nichtmitglied die umfangreiche Arbeitsmarktanalyse bestellen. 

VDI-Podcast


Wie schon im Studium dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann

Ingenieurwesen: Prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt

Die Anzahl der offenen Stellen im Bereich Ingenieurwesen ist im vierten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 21,6 Prozent auf 170.300 gestiegen. Das ergibt eine Auswertung des VDI-Ingenieurmonitors. Laut dem VDI kann der Fachkräftemangel nicht annähernd gedeckt werden. Während 2016 deutschlandweit noch rund 143.400 Menschen ein MINT-Studium begonnen haben, waren es 2022 nur noch 125.600, erklärt Prof. Dr. Axel Plünnecke vom IW Köln in einem Pressegespräch des VDI. „Besonders stark sind die Engpässe in den Ingenieurberufen Technische Forschung und Produktionssteuerung sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnik und Energie- und Elektrotechnik gestiegen", sagt Dieter Westerkamp, VDI-Bereichsleiter Technik und Gesellschaft. "Ohne eine starke Zuwanderung von ausländischen Fachkräften bekommen wir die Lücke auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure und Ingenieurinnen nicht mehr geschlossen“, erklärt er.

Alles in allem bietet der Ingenieurberuf also gute Karrierechancen. Branchen erfinden sich neu. Mut und Innovationen sind gefragt. Und wer verkörpert das besser als Ingenieure und Ingenieurinnen. 

Autorin: Sarah Janczura

Fachlicher Ansprechpartner:
Ingo Rauhut
VDI-Topthema Ausbildung und Arbeitsmarkt
E-Mail: rauhut@vdi.de 

Artikel teilen