Gute Luft zum Atmen ist kein Selbstläufer
Schmutzige Luft ist eine Gefahr für Mensch und Natur. Immissionsschutz sorgt dafür, dass wir gute Luft einatmen können. Doch das ist keine Selbstverständlichkeit. Auf der Jubiläumsveranstaltung der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Immissionsschutz (LAI) diskutierten Vertreter aus Politik, Umweltschutz und Industrie miteinander – und feierten 60 Jahre LAI in Berlin.
Unter dem Titel „Der Immissionsschutz zwischen Transformation und Beschleunigung“ lud das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) am 11. September in seinen Lichthof ein. In den hellen Räumlichkeiten trafen sich Abgeordnete mit Fachexperten und -expertinnen. Mit hohem Selbstverständnis wurde die Arbeit der LAI über die letzten Jahre gefeiert. Grußworte, Fachvorträge, Podiumsdiskussionen wechselten sich ab.
20.000 Atemzüge pro Tag
Bundesumweltministerin Steffi Lemke eröffnete die Veranstaltung, zu der der VDI eingeladen war, mit einer beeindruckenden Zahl: „Wir nehmen jeden Tag 20.000 Atemzüge.“ Dabei betonte sie, dass gute Luftqualität kein Selbstläufer sei. Die Arbeit der LAI und die Minderung des CO2-Ausstoßes bleiben zu jeder Zeit wichtig. Lemke betonte, dass es in Deutschland eine Vorreiterrolle von Umwelttechnologien brauche. „Seit 1964 leistet die LAI unverzichtbare Arbeit und wenn es sie nicht schon gäbe, müsste man sie erfinden.“
An die Teilnehmenden stellte sie eine rhetorisch anmutende Frage in ihrem Grußwort: „Welche Luftqualität wollen wir haben?“ Sie erinnerte sich dabei emotional an ihre Mutter, die in ihrer Kindheit Asche einer nahen Industrieanlage vom Balkon gefegt habe. „60 zu werden, bedeutet für die LAI noch lange keinen Ruhestand.“
Standards für eine saubere Luft
Standards und Normen fanden auf der Veranstaltung ebenfalls eine Bühne. In der Luftreinhaltung gibt es einen engen Bezug zwischen Gesetzgebung und Technischen Regeln. Die VDI-/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) setzt Standards für saubere Luft. Präsident des Umweltbundesamtes Prof. Dr. Dirk Messner zitierte in seinem Fachvortrag Willy Brandt. Denn der Kanzlerkandidat sagte schon im Jahr 1961: „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden.“
thyssenkrupp fordert Green Industrial Deal
In der abschließenden Diskussionsrunde forderte Andreas Theuer, Head of Environment bei thyssenkrupp Steel, einen Green Industrial Deal, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Deutschland kranke laut ihm aktuell und viele Prozesse verliefen im Schneckentempo. Dr. Cornelia Nicklas, Leiterin Recht bei der Deutschen Umwelthilfe, hielt dagegen: „Wir haben auch noch andere Krisen und können nicht alles gleichzeitig beschleunigen.“
Autorin: Sarah Janczura