Expertenrunde zum Thema KI: „Die Zeit drängt!"
Auf dem 29. Deutschen Ingenieurtag in Düsseldorf standen sich Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gegenüber, um über künstliche Intelligenz in Deutschland zu diskutieren. Trotz der vorherrschenden Meinung, dass Deutschland in Sachen KI von den USA und China weit abgehängt sei, blickte VDI-Direktor Ralph Appel vor 1400 Zuhörern kämpferisch und selbstbewusst in die Zukunft.
Appel rief dazu auf, Bedenken beiseite zu schieben und die gründliche, nachhaltige und vorsichtige Herangehensweise an KI hierzulande zu überwinden. Dem stimmte Jörg Bienert, Unternehmensgründer und Vorsitzender des KI-Bundesverbands zu. „Wir müssen groß denken und dürfen nicht zu ängstlich sein“, appellierte Bienert. Deutschland habe globale und große Player, die weltweit führend in Künstlicher Intelligenz seien. Um Deutschland insgesamt nach vorne zu bringen, brauche es aber eine KI-Infrastruktur und eine KI-Strategie“, so der KI-Experte. Statt den von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier geforderten „Airbus für KI“ präferiert Bienert einige „KI-Schnellboote“, um schnelle Erfolge zu erzielen.
„KI wird sich nicht an Landesgrenzen orientieren“
Mit Kritik an der Bundesregierung und deren KI‑Strategie sparte auch Anna Christmann, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, nicht. Sie wirft der Bundesregierung vor, dass diese die enorme Bedeutung von KI für Wirtschaft und Gesellschaft nicht erkennt. Obwohl die Bundesregierung drei Milliarden Euro bis 2025 für die KI-Strategie vorgesehen hat, wurden für das Jahr 2019 lediglich 50 Millionen Euro zusätzlich für den Bereich Künstliche Intelligenz beschlossen. Und selbst diese überschaubare Summe konnte die Bundesregierung laut Christmann bisher nicht sinnvoll ausgeben.
KI made in Europe
Christmann plädiert daher für eine europäische Lösung: „Nur mit entschlossenen Investitionen in KI „Made in Europe“ können wir selbst die Standards und Anwendungsfelder von KI bestimmen und so auch unseren Wohlstand in Europa halten und neuen schaffen“. Der europäische Gedanke fand in der Runde großen Zuspruch. Auch Kira Kastell, Professorin der Elektrotechnik in Frankfurt und Vorsitzende des VDI-Netzwerks Frauen im Ingenieurberuf ist von einer europäischen Lösung überzeugt. „In Europa können wir voneinander profitieren. KI wird sich nicht an Landesgrenzen orientieren", mahnt Kastell. Anders als politische Organisationen vernetzen sich Hochschulen bereits auf europäischer Ebene, sagte die Hochschulprofessorin
Die Zeit drängt
Einig war sich die Runde auch, dass es jetzt schnell gehen muss. „Wir haben eine riesen Chance, jetzt das Feld der KI mit neuen Technologien zu besetzen, aber wir können nicht ewig warten. Wenn wir das Fenster der Künstlichen Intelligenz in Europa verpassen, dann schauen wir uns hier in ein paar Jahren an und fragen uns, wie wir dieses Fenster auch noch verpassen konnten!“, appellierte Alexander Britz, Leiter des Geschäftsbereichs digitale Transformation und KI bei Microsoft Deutschland. Der Tenor am Ende der Runde war eindeutig: mit Schnelligkeit und dem „think big“ Gedanken haben Deutschland und Europa die besten Voraussetzungen im Wettlauf bei der KI.