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Aus den VDI-Bezirksvereinen

Zirkuläre Wertschöpfung als regionale Initiative

Bild: andresr via Getty Images

Kann ein VDI-Bezirksverein ein Fokusthema für den VDI e.V. initiieren? Der VDI-Bezirksverein Ostwestfalen-Lippe versteht sich seit dem Jahr 2015 als Impulsgeber für die Transformation hin zu Zirkulärer Wertschöpfung und erhält dafür sogar Mittel aus der EU. Dank der Initiative des Bezirksvereins zusammen mit dem Landesverband NRW war die Zirkuläre Wertschöpfung in der jüngsten Vergangenheit sogar eines der VDI-Fokusthemen. Das ist gleich ein doppeltes Novum in der Geschichte der regionalen VDI-Gliederungen.

Rund 3.000 persönliche Mitglieder prägen das Gesicht des VDI-Bezirksvereins Ostwestfalen-Lippe (BV OWL): Ingenieurinnen und Ingenieure, auch aus dem Wirtschaftsingenieurwesen oder den Naturwissenschaften. Seine Mission: Mit den Aktivitäten und Veranstaltungen eine Balance schaffen zwischen Technik, Mensch und Natur. In der Circular Economy, also der Zirkulären Wertschöpfung, sind genau diese drei Aspekte vereint. Begonnen hat alles auf der Veranstaltung ing.meet.ing im Jahr 2015, auf der Prof. Braungart den damals eher unbekannten Begriff „Cradle to Cradle“ erläuterte. Inzwischen hat sich der BV OWL unter anderem mit fünf Branchennetzwerken wie Energie Impuls OWL, dem Institut für Kunststoffwirtschaft und lokalen Hochschulen in der Initiative CirQualityOWL Plus zusammengeschlossen.

Die Initiative verfolgt das Ziel, sektorenübergreifendes zirkuläres Wirtschaften in der Region Ostwestfalen-Lippe zu fördern und auszubauen. Das Wort „Plus“ unterscheidet die heutige Initiative von ihrer Vorgängerversion durch noch mehr aktive Stakeholder, wie beispielsweise den Kreis Lippe und die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Nachdem sich schon die erste Initiative CirQualityOWL über Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) freuen durfte, wird auch das zweite Projekt CirQualityOWL plus aktuell über weitere drei Jahre gefördert. Der zusätzliche finanzielle Spielraum erweitert die personellen Möglichkeiten in der Geschäftsstelle des BV OWL, das heißt, die Mitarbeitenden investieren etwas entspannter ein paar Stunden mehr in Aktivitäten rund um die Zirkuläre Wertschöpfung, ohne das allgemeine Bezirksvereinsbudget zu strapazieren.

Cradle-to-Cradle: einhundert Prozent Kreislauf

Friederike David, Geschäftsstellenleiterin des BV OWL blickt zurück: „VDI und VDE in Ostwestfalen-Lippe hatten damals Professor Michael Braungart eingeladen. Er ist der Erfinder des Cradle-to-Cradle-Ansatzes, einer Zertifizierung für Produkte, die im technischen oder biologischen Kreislauf geführt werden. In OWL gab es schon zu diesem Zeitpunkt Unternehmen, die mit diesem Ansatz arbeiteten. Beispielsweise bei der Wiederaufbereitung von LKW-Kupplungsscheiben oder beim Bau von Alu-Fensterrahmen. Denn Ingenieurinnen und Ingenieure wollen Produkte entwerfen, konstruieren und entwickeln, die im technischen oder biologischen Kreislauf bleiben, statt im Abfall zu landen“.

Seitdem versteht sich der BV OWL als Denkschule für Cradle-to-Cradle, Eco-Design, Recycling und Upcycling und arbeitet dabei eng zusammen mit der Effizienzagentur NRW, dem VDI-Zentrum Ressourceneffizienz und der Hochschule Bielefeld (HSBI).

Über die Grenzen OWLs hinaus

Das Engagement für die Zirkuläre Wertschöpfung entwickelt sich schon früh über die Grenzen der Region Ostwestfalen-Lippe hinweg: Im Jahr 2012 wird der langjährig-aktive OWL-Ehrenamtler Klaus Meyer, Gründer der Energie Impuls OWL e.V., zum Vorsitzenden des VDI-Landesverbands NRW gewählt. Das bietet die Chance, die bisherigen OWL-Aktivitäten auf ganz NRW auszudehnen. NRW-Vorstandssitzungen verbunden mit Exkursionen, wie beispielsweise zu Remondis in Lünen oder Zink Q in Gelsenkirchen bieten die Gelegenheit, sich mit dem Thema „Zirkuläre Wertschöpfung“ theoretisch und praktisch auseinander zusetzen. So werden Aktivitäten und ihre Stakeholder in den Regionen aufgespürt. Der Emscher Lippe Bezirksverein und der Kölner Bezirksverein beteiligen sich ebenfalls aktiv. Mit dem „VDI Impulsgespräch NRW | Zirkuläre Wertschöpfung“ im Dezember 2018 gelingt ein fulminanter Höhepunkt der bisherigen Aktivitäten im VDI-Landesverband NRW: Gastgeber :metabolon, ein Innovationsstandort, der Ressourceneffizienz und -schonung, Abfallvermeidung und zirkuläre Wertschöpfung vereint, setzt gemeinsam mit der TU Köln zirkuläre Projekte um.

Friederike David denkt noch heute begeistert an dieses Impulsgespräch zurück: „Mit dem Impulsgeber und Umweltaktivisten Hannes Jaenicke, vielen nur als Schauspieler bekannt, hatten wir das Gefühl, Zirkuläre Wertschöpfung ist zum Hype-Thema geworden.

Es waren Akteurinnen und Akteure aus OWL und ganz NRW gekommen: unter anderem der damalige VDI-Direktor Ralf Appel, weitere fachlich Verantwortliche aus der Hauptgeschäftsstelle, und, das hat uns besonders gefreut, eine Vertretung aus dem Wirtschafts- und dem Umweltministerium.“

Mit diesem Impulsgespräch sei erstmals ein VDI-Fokusthema für den VDI e.V. aus den Reihen der Bezirksvereine initiiert worden, unterstreicht David. „Mit den Bezirksvereinen Köln und Emscher-Lippe haben wir das gemeinsam eingebracht“, die inhaltliche Arbeit der Antragserstellung sei dann schwerpunktmäßig über Herrn Meyer in OWL gelaufen.

„Wir können das machen“

Seitdem ist in Sachen Zirkulärer Wertschöpfung viel passiert: in OWL, aber auch in Zusammenarbeit mit dem VDI-Hauptverein. Themen, wie Wiederverwertung und Aufbereitung von Medizinprodukten oder Kunststoffrezyklaten wurden gemeinsam bearbeitet. Und es geht weiter.

Im Oktober 2024 organisiert der BV OWL unter dem Dach von CirQualityOWL Plus die Tagung „Zirkuläre Wertschöpfung im Bereich der Kunststoffe | Neue Wege entlang der Wertschöpfungskette“ in Detmold. Frau Dr. Bita Fesidis, VDI-Projektverantwortliche von „Zukunft Deutschland 2050“ wird die Keynote halten und damit den Bogen spannen zwischen der VDI-Initiative und dem Ziel einer „Circular Economy in OWL 2050“.

Friederike David erläutert, was dahinter steckt: „Mit vier Schwerpunkten wollen wir die Transformation zur Zirkulären Wertschöpfung hier in OWL konsequent umsetzen: Da ist zum einen die Qualifizierung von Fach- und Führungskräften. Außerdem entwickeln wir Lösungen für ein zirkuläres Lieferkettenmanagement in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittelverpackungen und Kunststoffeinsatz, wir unterstützen die zirkuläre Bauwende und setzen uns für eine zukunftsfähige Abfall- und Kreislaufwirtschaft nach dem Motto „Wertstoff statt Abfall“ ein“.

Ganz im Sinne des OWL-Slogans „Wir können das machen“ seien alle Mitglieder aufgerufen, ihre Ideen und Herausforderungen mit einzubringen. „Wir werden sie beispielweise im Rahmen eines Makeathon zusammen mit der Hochschule Bielefeld aufgreifen und gemeinsam Konzepte zur Umsetzung von Circular-Economy-Lösungen konkretisieren“, so Friederike David, denn „Circular Economy ist nur gemeinsam umzusetzen!“.

Autorin: Alice Quack


Ansprechpersonen:

VDI-OWL
Friederike David
Leiterin Geschäftsstelle VDI-Bezirksverein Ostwestfalen-Lippe e.V. | VDI OWL
E-Mail: bv-owl@vdi.de

VDI-Hauptgeschäftsstelle:
Dipl.-Ing. Thomas Terhorst
Bereichsleiter Regionen und Netzwerke
Telefon: +49 211 6214-269
E-Mail: terhorst@vdi.de

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