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VDI-Richtliniengeburtstag

Von 1884 bis heute – VDI-Richtlinien, seit 140 Jahren Stand der Technik

Vor 140 Jahren hat der VDI seine erste Richtlinie herausgegeben. Sie hieß „Grundsätze und Anleitung für die Untersuchungen an Dampfkesseln und Dampfmaschinen zur Ermittlung ihrer Leistung“ und gab klare Anweisungen für diese Untersuchungen mit dem Ziel, „hierfür Grundsätze von allgemeiner Gültigkeit zu schaffen“. 

Was 1884 begann, spielt bis heute in den meisten Ingenieurberufen eine wichtige Rolle, um Abläufe zu vereinheitlichen, Sicherheitsstandards zu gewährleisten und Ingenieurinnen und Ingenieure bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Grund genug, einen Blick auf die Geschichte und Bedeutung der VDI-Richtlinien zu werfen. 

Bereits 28 Jahre vor Erscheinen der ersten Richtlinie wurde 1856 der Verein Deutscher Ingenieure gegründet, um „alle geistigen Kräfte der Technik zu gemeinsamer Arbeit zu vereinigen“. In einer immer stärker von der Technik geprägten Welt wollten die Ingenieure technische Standards setzen, die Klarheit und Verlässlichkeit in einer sich schnell entwickelnden Welt schaffen sollten. Ziel war es, bewährte Richtlinien zu schaffen, die Innovation und Sicherheit gleichermaßen fördern.

Wie die VDI-Richtlinien entstanden

Der VDI erkannte schnell, dass die technologischen Durchbrüche dieser Zeit nicht nur Fortschritt bedeuteten, sondern auch vielfältige Herausforderungen mit sich brachten. Die Anlagen und Apparate wurden schnell komplexer und es fehlte an einheitlichen Regeln und Normen. So erschien 1884 die erste Richtlinie, die Ingenieuren und Technikern eine verlässliche Grundlage für ihre Arbeit bot und den aktuellen Stand der Technik widerspiegelte – bis heute der Anspruch der VDI-Richtlinien.

In den folgenden Jahrzehnten nahm die Bedeutung der VDI-Richtlinien stetig zu. Immer mehr Bereiche der Technik wurden abgedeckt, bis heute 2.200 VDI-Richtlinien für viele Ingenieurinnen und Ingenieure unverzichtbarer Bestandteil ihrer täglichen Arbeit sind. Dabei haben viele Richtlinien den Sprung über die Landesgrenzen geschafft und sind längst nicht mehr nur in Deutschland Standard, sondern haben sich im Laufe der Zeit auch international etabliert.

Ein Beispiel aus den Anfangsjahren: Durchflussmessung mit Normdüsen

Ein Beispiel für eine VDI-Richtlinie, die internationale Bedeutung erlangte, ist die 1930 erstmals vom „Strömungsmesserausschuß des Vereins deutscher Ingenieure“ veröffentlichte DIN 1952: „Regeln für die Durchflussmessung mit genormten Düsen und Blenden“. Sie stellten eine systematische Methodik für die Durchflussmessung von Flüssigkeiten, Gasen und Dämpfen zur Verfügung.

Die genormte Messtechnik ermöglichte es den Ingenieuren, genaue und reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, was nicht nur zu einer höheren Effizienz führte, sondern auch die Prozesssicherheit erhöhte. Neben einem theoretischen Teil und der Beschreibung der genormten Düse lieferte der VDI auch „Praktische Anwendungen der Regeln“ mit Berechnungsformeln und konkreten Anwendungsbeispielen. Denn schließlich „entsprechen [die Regeln] dem gegenwärtigen Stand unserer Erkenntnisse auf diesem Gebiet“. Und das tun VDI-Richtlinien bis heute.

Die oben genannte DIN 1952 wurde in den 1970er-Jahren durch die VDI/VDE 2040 ergänzt und 1995 zurückgezogen. Ihr Nachfolger ist heute noch in vielen Branchen als DIN EN ISO 5167 im Einsatz.

140 Jahre alt und immer noch aktuell

Auch 140 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Regeln bieten VDI-Richtlinien Sicherheit und Verlässlichkeit. Denn Fachleute aus Industrie, Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Richtlinien, um den aktuellen Stand der Technik abzubilden.

Autorin: Gudrun Huneke

Ihr Ansprechpartner im VDI:
Dipl.-Ing. Bernd Lenhart
Abteilungsleiter Technische Redaktion
E-Mail: rili@vdi.de

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