VDI-Präsident würdigt Leistung von Melanie Maas-Brunner
Dr. Melanie Maas-Brunner erhielt am 2. September den Aachener Ingenieurpreis. VDI-Präsident Prof. Lutz Eckstein würdigte die Leistung der Vorständin der BASF SE in einem Grußwort und machte in diesem Rahmen auf die alarmierende Entwicklung des Standorts Deutschland aufmerksam.
„Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage der deutschen Industrie ist es umso erfreulicher, dass wir heute eine herausragende Persönlichkeit aus der Chemiebranche mit dem Aachener Ingenieurpreis 2023 auszeichnen dürfen. Frau Dr. Melanie Maas-Brunner kennzeichnet ein vorbildliches Streben nach Innovation und einer nachhaltigen Gestaltung der Industrie“, so Eckstein in seinem Grußwort. Maas-Brunner verkörpere alles, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen: Technologieoffenheit, Managementkompetenz, Innovationsfähigkeit und ein Blick für das große Ganze. Die Vorständin der BASF SE sagt selbst: „Chemie ist nicht das Problem, Chemie ist die Lösung.“
„Ein Blick auf die aktuelle Chemiebranche und die energieintensiven Industrien zeigt, dass wir in Deutschland vor riesigen Herausforderungen stehen. Dazu zählen primär die sehr hohen Energiekosten, der Fachkräftemangel und aufwendige Genehmigungsprozesse. Nicht nur energieintensive Branchen geraten aufgrund dieser drei Standortfaktoren unter Druck und sehen sich gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern und im Inland zurückzuschrauben“, so Lutz Eckstein. Im 1. Halbjahr 2023 lag die Produktion der Chemiebranche um 16,5 Prozent unterhalb des Vorjahreszeitraums. BASF hat einen Umsatzrückgang von circa 25 Prozent für das zweite Quartal veröffentlicht. „Das sind alarmierende Signale. Vor diesem Hintergrund sinken die Investitionen im Inland, was die Zukunft des Industriestandorts Deutschland gefährdet. Durch die im internationalen Vergleich bis zu fünfmal höheren Energiekosten entsteht eine hohe Abwanderungsgefahr. Die aktuellen Entwicklungen führen zu einer enormen Schwächung unseres Standorts, denn eine funktionierende Volkswirtschaft muss die vielfältigen Ausgaben wie etwa für Sozialleistungen und zur Bekämpfung des Klimawandels durch Einnahmen decken können – also Steuern und Abgaben von Unternehmen einerseits und erwerbstätigen Menschen andererseits.
Die Chemiebranche trägt maßgeblich zur Wertschöpfung in Deutschland bei. „Sie sichert dadurch Arbeitsplätze sowie staatliche Einnahmen und versorgt nachgelagerte Branchen mit Produkten, ohne die technologischer Fortschritt zur Lösung unserer Herausforderungen nicht darstellbar ist“, ordnete Eckstein ein.
Als VDI-Präsident blicke er mit großer Sorge auf die zunehmende Abwanderung deutscher Unternehmen ins Ausland. „Sei es BASF oder Biontech: bessere Standortfaktoren müssen dieses Land wieder attraktiv für Investitionen aus dem In- und Ausland machen, damit Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland erhalten bleiben. Neben wettbewerbsfähigen Energiekosten brauchen dazu mehr hervorragend qualifizierte Fachkräfte sowie systematische Investition in Forschung und Entwicklung“, so Ecksteins Fazit.
Über den Aachener Ingenieurpreis
Der Aachener Ingenieurpreis ist eine gemeinschaftliche Auszeichnung der RWTH und der Stadt Aachen – mit freundlicher Unterstützung des Vereins Deutscher Ingenieure VDI als Preisstifter. Jährlich ausgezeichnet wird eine Persönlichkeit, die mit ihrem Schaffen einen maßgeblichen Beitrag zur positiven Wahrnehmung oder Weiterentwicklung des Ingenieurwesens beziehungsweise der Wissenschaften geleistet hat. Die Auszeichnung wird bereits zum neunten Mal verliehen. Erster Preisträger war Professor Berthold Leibinger (gestorben 2018), Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG. Es folgten Professor Franz Pischinger, Gründer der Aachener FEV Motorentechnik GmbH, der Astronaut Thomas Reiter, der langjährige Direktor am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen, Professor Manfred Weck, Professorin Emmanuelle Charpentier als Mikrobiologin und Miterfinderin der Gen-Schere CRISPR-Cas9, der Unternehmer Hans Peter Stihl, der Technologie-Pionier Sebastian Thrun und im vergangenen Jahr die Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim.