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Interview mit Ulrich Ahle

„Regulierungen können helfen, Datensilos aufzubrechen“

Bild: Outflow_Designs / Shutterstock.com

Wie können wir Innovation und Datensicherheit gemeinsam denken und was kann die Politik dazu beitragen? Diese Fragen diskutieren wir beim virtuellen VDI-Policy Forum am 6. Mai 2021. Vorab verrät uns Ulrich Ahle, CEO der FIWARE Foundation, wie Daten für Industrie und Gesellschaft besser nutzbar gemacht werden können. Die FIWARE Foundation bietet Open-Source-Lösungen an, unter anderem in den Bereichen Smart City und Smart Industry, und trägt damit dazu bei, dass digitale Innovationen im öffentlichen und industriellen Kontext entstehen können. 

VDI: Was bedeutet es für Sie, Innovationen und Datensicherheit gemeinsam zu denken? 

Digitale Innovationen sind ohne Datensicherheit nicht umsetzbar. Eine durchgängige Datensicherheit vom Ort der Entstehung eines Datensatzes (z.B. in einem Sensor) über eine Integrationsplattform bis hin zum Benutzer ist eine Grundvoraussetzung für innovative digitale Lösungen und damit für die Akzeptanz der Endanwender.

Diese Voraussetzungen gelten unabhängig davon, ob die Lösungen unter Verwendung von Open-Source-Technologien oder von kommerziellen, geschlossenen Technologien realisiert werden.

 

VDI: Was müsste sich nach Ihren Erfahrungen ändern, damit Projekte im Bereich Smart City oder Smart Industry erfolgreicher umgesetzt werden können? 

Wie zuvor erläutert, ist Datensicherheit eine Grundvoraussetzung. Sie ist jedoch nicht ausreichend, um erfolgreich digitale Innovationen zu realisieren, denn heute sind die erforderlichen Daten häufig in Daten-Silos organisiert. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe: Datenschnittstellen sind nicht offengelegt und vereinheitlicht, Datenmodelle passen nicht zueinander oder es besteht Unsicherheit, was mit den Daten geschieht. Genau an diesen Themen arbeitet die FIWARE Foundation gemeinsam mit einer Reihe von Partnern: Schaffung von Standard-Schnittstellen und Standard-Datenmodellen für die einfachere Gestaltung von digitalen Lösungen.

VDI: Was kann die Politik auf deutscher bzw. europäischer Ebene (z.B. GAIA-X) tun, damit Innovationen schneller entwickelt werden können? 

Die vom Bundeswirtschaftsministerium initiierte und geförderte Initiative GAIA-X ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was die Politik machen kann. GAIA-X verfolgt das Ziel, ein Cloud-Angebot basierend auf einem europäischen Wertesystem als Alternative zu den großen amerikanischen und chinesischen Anbietern, den sogenannten Hyperscalern, zu schaffen. Auch hier spielt die Datensouveränität eine große Rolle, denn sie ermöglicht dem Erzeuger eines Datensatzes zu bestimmen und auch technisch zu erzwingen, was jemand, der Zugriff auf seine Daten erhält, damit machen darf und kann.

VDI: Finden Sie es sinnvoll, stärker zu regulieren, wenn es um Datennutzung zum Zwecke des Gemeinwohls geht? 

Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Markt allein nicht in der Lage ist, ausreichende Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Datennutzung zu schaffen. In Berlin gibt es z.B. ca. 30 verschiedene Apps, um Mobilitätsangebote zu suchen und zu nutzen. Diese Apps basieren häufig auf individuellen Datenmodellen und sind nicht in der Lage, Daten untereinander auszutauschen. Regulierungen können hier helfen, diese Datensilos aufzubrechen und zu vermeiden, dass noch weitere entstehen.

Interview: Nadine Freimuth

Ihre Ansprechpartnerin im VDI:
Dr. Bita Fesidis
VDI Politik und Gesellschaft
E-Mail-Adresse: fesidis@vdi.de

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