Happy Birthday VDI!
23 Ingenieure unterschreiben 1856 das Gründungsprotokoll des VDI in Alexisbad. Seitdem ist der Verein Impulsgeber für zahlreiche revolutionäre technische Entwicklungen. Und das mit berühmten Persönlichkeiten: Von Alfred Krupp bis Ferdinand von Zeppelin. Ein Blick auf die 164-jährige Geschichte des VDI.
Vor 164 Jahren wurde der VDI mit dem Ziel gegründet, „alle geistigen Kräfte der Technik zum gemeinsame Wirken“ zu bündeln und ist heute mit rund 145.000 persönlichen Mitgliedern einer der bedeutendsten technisch-wissenschaftlichen Vereine in Europa. Der VDI bündelt die Kompetenzen und das Know-how der Ingenieur*innen und Naturwissenschaftler*innen und versteht sich nicht nur als Vertreter der Ingenieur*innen in Deutschland, sondern auch als Repräsentant der Technik selbst. Deshalb lag ihm schon immer am Herzen, zukunftsorientiert zu denken und sich mit zukunftsweisenden Technologien und Innovationen auseinanderzusetzen.
Um beispielsweise die Digitale Transformation, die Energiewende oder die Mobilität der Zukunft erfolgreich zu meistern und mitzugestalten, gehört es heute zu den wesentlichen Aufgaben des VDI, die Ingenieur*innen hierbei nach Kräften zu unterstützen. Dafür bringt der Verein Akteure aus unterschiedlichen Branchen und Disziplinen zusammen, ermöglicht den Dialog, setzt technische Regeln und fördert den Wissenstransfer. Vor allem die enge Zusammenarbeit mit den Bezirksvereinen und Landesverbänden vor Ort sorgt dafür, bei technischen Themen eine gestaltende Rolle einzunehmen.
In der Gründungszeit des VDI ist der Ingenieurberuf noch nicht weit verbreitet. Bürger spazieren mit Zylinder und Gehstock oder bewegen sich mit Pferdekutschen fort. Doch die erste industrielle Revolution erlebt gerade ihren Durchbruch: Die Verbreitung technischer Neuerungen begünstigt vor allem den Ausbau der Eisenbahn und der Dampfschifffahrt.
Industrialisierung: Wirtschaft sucht händeringend Menschen mit technischem Know-how
Die Industrialisierung verändert allerdings nicht nur gesellschaftliche Bereiche sondern insbesondere die technisch-wirtschaftliche Produktionsweise. Die menschliche Arbeitskraft wird zunehmend durch Maschinen erleichtert. Mit fortschreitender Entwicklung der Maschinen treten vermehrt technische Probleme auf. Was die Wirtschaft nun händeringend sucht, sind Menschen, die mit ihrem naturwissenschaftlichen Fundament schöpferisch Neues gestalten können. Die Ausbildung des Ingenieurs gewinnt somit an Bedeutung.
Studierende technischer Fachrichtungen verbinden sich daher in dem 1846 von Friedrich Euler gegründeten akademischen Verein „Hütte“, von dem das Taschenbuch des Ingenieurs stammt. Hier wächst schon früh der Gedanke, auch berufstätige Ingenieure zur Mitarbeit zu gewinnen und die Mitglieder in den Ländern und Bezirken in Arbeitskreisen zu vernetzen. Die Idee für einen Verein Deutscher Ingenieure ist vorhanden – es fehlt nur noch ein Ort für die Gründung. Die Kommission wendet sich an den Hüttenmeister Carl Bischof, der sich als technischer Schriftsteller einen Namen machte. Er leitet die Eisenhütte Mägdesprung, welche nahe dem landschaftlich schönen Kurort Alexisbad liegt. So schlägt Bischof dem Ingenieur und Professor Franz Grashof das Alexisbad als Gründungsort vor.
Ausschlaggebend ist vermutlich die zentrale Lage von Alexisbad im zersplitterten Deutschland. Damals – 15 Jahre vor der Reichsgründung – gibt es noch 30 selbständige deutsche Staaten. Doch der Ingenieurstand kennt keine Grenzen zwischen den Ländern: „Die deutsche Technik ist geistiges Eigentum der gesamten deutschen Nation und kann ebenso wenig wie die deutsche Wissenschaft durch politische Grenzmarken zerteilt werden“, erklären die Gründer des VDI.
VDI fördert Entstehung der Technischen Überwachungsvereine (TÜV)
An Pfingsten 1856 treffen sich 120 Mitglieder der „Hütte“. Sie fahren mit geschmückten Leiterwagen unter feierlichem Gesang in Alexisbad ein. Unter ihnen: Friedrich Euler, Carl Bischof und Franz Grashof. Sie werden zu Gründervätern des Vereins Deutscher Ingenieure.
Am Nachmittag unterzeichnen 23 Ingenieure das Gründungsprotokoll, womit die Gründungsversammlung ihren Abschluss findet und der Verein Deutscher Ingenieure nun offiziell gegründet ist.
Was es bedeutet, Impulsgeber von Technik zu sein, macht ebenfalls ein Blick auf die langjährige Geschichte des Vereins und der technischen Entwicklung deutlich.
1866 verbreitete sich der Einsatz von Dampfkesseln immer mehr, woraufhin der VDI die Entstehung der Dampfkesselüberwachungsvereine zur Sicherung dieser technischen Anwendung förderte. Später gingen aus diesen die Technischen Überwachungsvereine hervor (TÜV), die heute immer noch für die Sicherheit technischer Geräte, Automobile etc. sorgen.
Seit seinem Gründungsjahr hat der VDI Ingenieur*innen für ihre herausragenden Leistungen mit der Grashof-Denkmünze geehrt oder zum Ehrenmitglied ernannt. Von Alfred Krupp bis zu Seiner Exzellenz Dr.-Ing. Graf Ferdinand von Zeppelin sind zahlreiche weltberühmte Ingenieure in der sogenannten „Hall of Engineers“ des VDI vertreten.
Autorin: Hanna Büddicker