„Dialog schafft Innovationen“ – Bürger bei Smart Cities besser einbeziehen
Wenn Unternehmen und Kommunen die Entwicklung von Smart Cities erfolgreich voran bringen wollen, braucht es eine frühe und intensive Einbindung der Bürger. So lautete die zentrale Botschaft der Veranstaltung „Dialog schafft Innovationen“, zu der der VDI und das Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam am 11. Februar in Düsseldorf einluden.
Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart machte deutlich, dass Digitalisierung nur dann Akzeptanz finde, wenn sie den Menschen in den Mittelpunkt stelle. Allerdings sei Deutschland immer noch viel zu langsam in der Umsetzung. „Lassen Sie uns einfach mal anfangen“, beschwor er die Zuhörer. „Ich rate Kommunen, loszulegen und nicht auf die eine große Lösung zu warten. Im Austausch miteinander können wir zügig Fortschritte erreichen.“ Ralph Appel, Direktor des VDI, wies darauf hin, dass die Umsetzung von Innovationen in Smart Cities agil und im Dialog mit der Gesellschaft passieren muss. Der VDI arbeite derzeit, inspiriert vom Design Thinking, an der Methode des „Dialogue Thinking“. Diese will ein neues praxisorientiertes Konzept für dialogische Innnovationsprozesse anbieten – vor allem für komplexe und gesellschaftlich relevante Themen um die Smart City wie Datenplattformen, Elektromobilität oder autonomes Fahren.
Dass die Einbindung von Bürgern auch zentral für die Wirtschaft sei, machte Hildegard Müller, Vorstand des Energieversorgers innogy, deutlich: „Wir brauchen Innovationen, die auf die Bedürfnisse unserer Gesellschaft einzahlen und einen Mehrwert stiften. Dann finden wir auch die notwendige Unterstützung für unsere Maßnahmen.“
Wie solche Dialoge bei Innovationsprojekten funktionieren, zeigten konkrete Beispiele aus NRW: Ulrich Jaeger von den Wuppertaler Stadtwerken erklärte, dass sein Unternehmen Mobilitätsdienstleister der Stadt Wuppertal werden möchte. „Dazu gehören Smart Parking, ÖPNV, Elektromobilität und On-Demand Verkehr“, ergänzte er. Ulrich Ahle von der FIWARE Foundation zeigte am Beispiel der Stadt Paderborn, wie man Open Source-Plattformen zusammen mit Bürgern entwickeln kann. Christian Remacly vom Energieversorger RheinEnergie stellte Innovationen mit Bürgern am Beispiel der „Klimastraße Köln“ vor. Die Straße zeigt, wie eine zukünftige Smart City aussehen könnte. Hier werden Energieprojekte unter besonderer Berücksichtigung des Klimaschutzes umgesetzt: Von optimaler Gebäudeisolierung und maximaler Wärmeeffizienz bis hin zu Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Low-Energy Straßenbeleuchtung. Ein weiteres Beispiel kam aus dem ÖPNV: Nils Conrad, Leiter des Kompetenzzentrums Digitalisierung des VRR Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, berichtete über das Projekt „nextTicket“, einem smartphonebasierten „Check-In/Check-Out System“. Der Kunde checkt beim Einsteigen in Verkehrsmittel automatisch ein und aus- ohne umständlich den richtigen Tarif vorher zu suchen und ein Ticket hierfür zu lösen.
Kritisch hingegen äußerte sich Rena Tangens von Digitalcourage auf der Podiumsdiskussion. . Sie stellte die grundsätzliche Frage, ob die digitalen Maßnahmen innerhalb der Smart City denn auch wirklich von der Gesellschaft gewollt werden und gab zu bedenken: „Je mehr wir uns vernetzen, desto angreifbarer werden wir. Sogenannte Scriptkiddies können Jojo mit unserer Wasserversorgung spielen.“ Auch José David da Torre Suárez, Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt GmbH, merkte kritisch an, dass beispielsweise „Smart Parking“ zwar den innerstädtischen Suchverkehr nach Parkplätzen verringern würde, deswegen das Problem des zu hohen Gesamtverkehrs ja nicht abnehme. Solche Fragen müssten intensiv in einer Stadt debattiert werden. Nur dann würde die digitale Transformation der Städte gelingen. Letztlich werde in den Städten über die Zukunft der Digitalisierung des öffentlichen Raums entschieden.
Insgesamt folgten 250 Teilnehmer den Diskussionen und Vorträgen. Die sich anschließenden Gesprächsrunden an Thementischen gaben zudem die Gelegenheit, stärker in den Dialog zu kommen und über die gehörten Best-Practice-Vorschläge zu diskutieren. Die Veranstaltung war Auftakt für weitere Workshops zum Thema „Dialogue Thinking“ mit dem Wirtschaftsministerium NRW.