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Wettbewerb RoboCup

Autonome Roboter im Katastropheneinsatz: Team AutonOhm meistert die German Open

Bild: RoboCup Germany auf Flickr

Technologische Innovation, Teamgeist und Wettbewerb – all das vereint der RoboCup, einer der weltweit führenden Robotikwettbewerbe. Beim RoboCup Rescue treffen hochentwickelte Rettungsroboter auf realistische Katastrophensimulationen. Das Team AutonOhm der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm gewinnt mit ihrem Rettungsroboter „Schrödi“ die German Open in Nürnberg. Im Interview verraten die Teammitglieder, wie sie sich qualifiziert haben, welche technischen Herausforderungen sie gemeistert haben und was sie als Nächstes erwartet.

VDI: Beim RoboCup treten Roboter in unterschiedlichen Ligen gegeneinander an. Welche Wettbewerbsformate gibt es beim RoboCup?

Team AutonOhm: Beim RoboCup gibt es zwei Hauptkategorien: „Major“ für Universitäts- und Hochschulteams sowie „Junior“ für Schülerteams. Innerhalb dieser Kategorien treten die Teams in verschiedenen Ligen gegeneinander an. Bei „Major“ sind dies zum Beispiel Soccer, @Home, @Work und Rescue. Jede Liga stellt spezifische technische und strategische Anforderungen an die teilnehmenden Roboter. Unser Team hat sich in diesem Jahr in den Ligen Rescue und @Work bewiesen.

VDI: Was macht den Wettbewerb für euch so besonders?

Team AutonOhm: Die German Open sind für uns weit mehr als nur ein Wettkampf – sie sind ein entscheidender Gradmesser für unsere Leistung im internationalen Vergleich. Hier zeigt sich, ob die neuesten Entwicklungen am Roboter unter realen Wettbewerbsbedingungen bestehen: Funktioniert die neue Mapping-Lösung? Dank der zahlreichen Durchgänge durch die Parcours fallen Probleme beim Wettbewerb eher auf, sodass wir in Zukunft gezielt nachbessern können.

Besonders war in diesem Jahr, dass die German Open in Nürnberg stattgefunden haben – quasi ein Heimspiel für uns. Zusätzlich sind wir in unserer Teamkonstellation zum ersten Mal angetreten und gleich mit einem großartigen Erfolg. Über unseren Sieg in der Rescue Liga freuen wir uns sehr und sind noch motivierter, unsere Leistung weiter zu optimieren, um auch im Sommer bei der Weltmeisterschaft eine gute Platzierung zu erreichen.

VDI: Das ist ein beeindruckender Erfolg für ein neu formiertes Team. Wie habt ihr euch in diesem Jahr als Team AutonOhm zusammengefunden?

Team AutonOhm: Die Wege in das AutonOHM-Team sind vielfältig. Einige unserer Mitglieder sind durch ihre Bachelor- oder Masterarbeit zu uns gestoßen, andere haben ein besonderes Interesse an Robotik und nutzen die Chance, ihr Wissen in der Praxis anzuwenden. Es gibt auch Mitglieder, die auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind und einfach was Neues ausprobieren möchten.  

VDI: Habt ihr mit einem Sieg gerechnet?

Team AutonOhm: Wir haben zuletzt 2022 den ersten Platz in der German Open gewonnen. Dieses Jahr hatten wir uns vorgenommen, eine gute Platzierung zu erreichen. Erst nach den Preliminaries, in denen wir den zweiten Platz belegten, ist uns bewusst geworden, dass der Sieg erneut in Reichweite lag.

Im Finale konzentrierten wir uns auf unsere Stärken und konnten so viele Punkte erzielen – insbesondere in den Bereichen „Dexterity“ und „Mapping“. Dort musste unser Roboter Aufgaben wie das Drücken eines Not-Aus oder die Erstellung einer möglichst genauer 3D-Karte der Arena bewältigen. Diese Fokussierung verhalf uns zum Sieg.

VDI: Rescue-Roboter müssen oft in unvorhersehbaren und gefährlichen Umgebungen agieren. Welchen Herausforderungen musste sich euer Roboter in der Rescue Liga stellen und wie habt ihr diese technisch gelöst?

Team AutonOhm: In der Kategorie Rescue müssen die Roboter in simulierten Katastrophenszenarien mehrere Aufgaben lösen, um Punkte in den Bereichen Mobilität, Geschicklichkeit, sensorische Wahrnehmung und Kartierung zu erzielen. Der Wettkampf gliedert sich in verschiedenen Parcours, in denen unterschiedliche Funktionen des Roboters – wie etwa das Öffnen einer Tür -geprüft werden.

Jeder Durchlauf ist in drei Abschnitte unterteilt: Zuerst kommt der „Mobility“-Teil, in dem der Roboter innerhalb von 10 Minuten den Parcours zehnmal durchqueren muss. Danach folgt der „Dexterity“-Teil, bei dem der Roboterarm innerhalb von 10 Minuten diverse Geschicklichkeitsaufgaben ausführen soll. Abschließend steht ein 3-minütiger Abschnitt an, in dem das „Victim Board“ analysiert wird. Dieses simuliert ein Opfer in einem Katastrophengebiet, das vom Roboter gefunden wurde und testet Wärmebildkamera, Mikrofon, Lautsprecher und Bewegungserkennung.

Eine besondere Herausforderung in diesem Jahr war die Kartierung: Zum ersten Mal musste eine 3D-Point-Cloud-Map eingereicht werden, da eine 2D-Karte nicht mehr ausreichend war. Während viele Teams an dieser Anforderung scheiterten, erstellte unser Team mithilfe eines LIDAR-Scanners eine Karte mit einer Genauigkeit von 89 % und einem Fehler von lediglich 0,0193 m.

VDI: Technisch habt ihr also einiges dazugelernt. Welche sonstigen Fähigkeiten oder Erfahrungen nehmt ihr aus dem Wettbewerb mit?

Team AutonOhm: Wir haben festgestellt, dass unsere momentane Aufteilung der Aufgaben gut funktioniert. Jeder weiß genau, was er zu tun hat, und so können wir effizient zusammenarbeiten.  Trotz vieler stressiger Situationen hat uns der Wettbewerb als Team noch enger zusammengeschweißt.

VDI: Mit dem Sieg habt Ihr Euch für die RoboCup-Weltmeisterschaften qualifiziert: Wie bereitet Ihr Euch darauf vor?

Team AutonOhm: Bis zur Weltmeisterschaft liegt noch viel Arbeit vor uns. Wir haben eine detaillierte Aufgabenliste erstellt, die wir bis Juli abarbeiten wollen. Neben den technischen Optimierungen stehen auch organisatorische ToDo‘s an: Die Reise muss geplant, das Budget eingeteilt und der Transport unseres Roboters koordiniert werden. Aber wir freuen uns darauf!

Interview:  Christina Matzen

 

Über das Team AutonOHM:

Das Team AutonOHM der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm tritt regelmäßig auf internationalen Wettkämpfen in zwei Ligen an: @Work und Rescue. Die Vielfalt des Teams spiegelt sich nicht nur in den Disziplinen, sondern auch in der Teamzusammensetzung wider: Es besteht aus einer Mischung von Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeitern und einem betreuenden Professor. Dabei reicht das Spektrum der Studierende von verschiedenen Fakultäten, über Studienabschlüsse bis hin zu unterschiedlichen Semestern.

Bei den diesjährigen RoboCup German Open traten in der Rescue-Liga Johannes Vollet, Tim Engl, Hannes Haag, Vivien Engl, Niklas Ort und Philipp Fischer für das Team an - begleitet und unterstützt von Prof. Dr. rer. nat. Christian Pfitzner.

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