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VDI-Wettbewerb Integrale Planung

Auf in die Zukunft: Aus Tagebau wird Kultur am Cottbuser Ostsee

Bild: VDI

Mit dem Ende des Tagebaus stehen die Regionen vor großen Herausforderungen. Bei Cottbus in der Lausitz geht man einen einzigartigen Weg und schafft mit dem Ostsee den größten künstlichen Binnensee Deutschlands. Grund genug, dieses Thema als Aufgabe für den diesjährigen VDI-Wettbewerb Integrale Planung zu wählen. Aus den zahlreichen Bewerbungen wurden die 15 besten Teams nach Cottbus eingeladen, um ihre Entwürfe vor einer Jury zu präsentieren. Die ersten zwei Plätze gingen an zwei Teams der Uni Stuttgart.

Die interdisziplinären Teams entwickelten in ihren Entwürfen innovative Lösungen für das Kulturforum Carboneum. Die Studierenden der Fachrichtungen Architektur, Bauingenieurwesen, Technische Gebäudeausrüstung und Facility Management hatten die Aufgabe, ein Museum am Ostsee zu planen, das nicht nur die Geschichte des Braunkohletagebaus und der sorbisch-wendischen Kultur beleuchtet, sondern auch den Strukturwandel und die Transformation der Region thematisiert.

Darüber hinaus sollen die ehemaligen Tagebauflächen durch vielfältige Freizeit-, Kultur- und Gewerbeangebote neu belebt werden. Hier sind innovative Konzepte gefragt, um diese Ideen mit Leben zu füllen.

Ziel des jährlich stattfindenden VDI-Wettbewerbs ist die Förderung der integralen Planung durch die Zusammenarbeit von Studierenden verschiedener Fachrichtungen an einem gemeinsamen Projekt. In Zeiten globaler „Polykrisen“ ist eine konstruktive übergreifende Zusammenarbeit aller Beteiligten wichtiger denn je. Gemeinsam einen Konsens zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Noch komplizierter wird es, wenn unterschiedliche Prioritäten im Vordergrund stehen. Gestaltungssouveränität entsteht dort, wo ein Entwurf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten des gesamten Teams vereint.

Genau wie die Studierendenteams, war auch die Jury 2024 sehr breit aufgestellt, mit Experten aus allen Bereichen. Dies sorgte für spannende Diskussionen und vielfältige Sichtweisen auf ganz unterschiedliche Facetten der Entwürfe.  Darum entschied die Jury statt eines dritten Platzes, vier Anerkennungen für besondere Leistungen, Ideen und Umsetzungen zu vergeben.

Neben der gelungenen Integration der Geschichte vor Ort in die baulichen Entwürfe der Teams, überzeugte die Jury auch der durchdachte Einsatz nachhaltiger Baustoffe.

Die Juryvorsitzende Lina Lahiri lobte am Gewinnerentwurf „Die Nadel“ der Universität Stuttgart: „Poetisch und unter behutsamer Einbeziehung der komplexen Situation vor Ort ist hier ein Gebäude (für die Zukunft) gelungen, welches der Geschichte des Ortes gerecht wird. Der städtebauliche Entwurf mit buchstäblichem Weitblick und Wasserzugang macht das Projekt so besonders und zeugt von einem tiefen Verständnis des Teams von Integration und Zirkulation.“

Lina Lahiri [Vorsitz]

Sauerbruch Hutton

Thomas Kleist 

Vorsitz VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik 

Christian Dortschy 

Mitglied des Fachbeirat Architektur

Tom Lehmann 

Mitglied des Fachbeirat Architektur

Lorena Peters 

Vertretung der Young Engineers im VDI

Benedikt Kraft 

 stellvertretender Chefredakteur der DBZ

Franziska Kaschke

Stadt Cottbus Fachbereich Stadtentwicklung

Juliane Hummel 

Stadt Cottbus Fachbereich Stadtentwicklung

Maik Hauzenberger 

Stadt Cottbus Fachbereich Stadtentwicklung

Dr. Marko Sieber 

Stadtwerke Cottbus

Ingo Böhler 

Holzer Kobler Architekturen Berlin GmbH

Anna Kossatz-Kosel 

Beauftragte für sorbische/wendische Angelegenheiten der Stadt Cottbus/Chóśebuz

Die Ideen der Studierenden waren so innovativ wie abwechslungsreich, daher möchte die Stadt Cottbus, die durch vier Mitglieder in der Jury vertreten war, diese Entwürfe in der zweiten Jahreshälfte auch Interessierten in einer Ausstellung präsentieren.

Der Wettbewerb „Carboneum - Klimaneutrales Museum am Cottbuser Ostsee“ mit Unterstützung der Heinz Trox Stiftung bot viel Gestaltungsspielraum, da die Ideen auf „der grünen Wiese“ wachsen konnten. Im nächsten Jahr stehenden die Studierenden vor der Herausforderung historischer Bausubstanz. Denn 2025 heißt es: "Denk mal Kurort! Alexisbad for future!"

Allgemeine Informationen zum Wettbewerb Integrale Planung

 

Das sagt die Jury

Die Nadel

Universität Stuttgart

Das Preisgeld von 2000 € geht an das Team der Uni Stuttgart: David Schwarz, Annabelle Hoffmann, Arina Nicoleta Niculescu, Cheuk Hang Trevor Lau, Farell Eyerdam

Poetisch und unter behutsamer Einbeziehung der komplexen Situation vor Ort ist hier ein Gebäude (für die Zukunft) gelungen, welches der Geschichte des Ortes gerecht wird. Der städtebauliche Entwurf mit buchstäblichem Weitblick und Wasserzugang macht das Projekt so besonders und zeugt von einem tiefen Verständnis des Teams von Integration und Zirkulation. Das Entwurfs-Motto „Touch the Earth lightly“ bewegt und schlägt sich in der Designsprache sowie in der Baukonstruktion nieder. Das relativ niedrige, etwa 120 Meter lange Gebäude steht in einem respektvollen Gegenüber zum vorhandenen Aussichtsturm und bildet mit diesem zusammen ein spannendes und kontrastreiches Ensemble. Das Materialkonzept ist sehr gut durchdacht und sieht nachhaltige, regionale Baustoffe vor. Die Pergola schafft einen beeindruckenden Innen-/Außenraum.

Darüber hinaus überzeugte das Team die Jury mit herausragenden Zeichnungen und einer professionellen Videosimulation, was eine starke Erlebbarkeit schon im Entwurf ermöglichte.

Terra Plana

Universität Stuttgart

Das Preisgeld von 1000 € geht an das Team der Uni Stuttgart: Tobias Berner, Caspar Holtkamp, Marvin Hugo, David Bijelonjic

Für den schlüssigen Entwurf, die außerordentlich ästhetische Gestaltung und den vergleichsweise sanften Eingriff in die Umgebung erhält Terra Plana den 2. Platz. Die Jury überzeugte die Aufteilung des Museums in Sequenzen, welche die Besuchenden chronologisch durch die Themen führen, was über einen soliden, selbstbewussten, ruhigen Baukörper gelingt. Anhand dieser Ziele und des Wunsches, dem Erbe des Standorts mit traditionellen Baustoffen gerecht zu werden, ergeben sich die grundlegenden Züge dieses Gebäudes. Sanft, sehr schlank ruht der Museumsbau auf der Strandkante und lädt ein zu einem ganz besonderen Architekturerlebnis. Aus Erdaushub wird Struktur, die Wegeführung durch den Bau ist logisch und klar, Raum- und Themenerlebnis werden eins.

XYLIT

Universität Stuttgart

Das Preisgeld von 500€ geht an das Team der Uni Stuttgart: Julius Rieckert, Matthias Fitzner, Cosima  Rommel, Gary Papke, Elena Eberle

Aufgeteilt auf drei Baukörper, die sich als Ensemble zum Ostsee ausrichten, wirkt dieser Entwurf gleichermaßen traditionell und modern. Der Titel „Xylit“ ist inspiriert vom gleichnamigen Material, spielt an auf das faserige Wesen alter Baumstämme. Die mit geschwärztem Holz verkleideten Baukörper sind nachhaltig konzipiert, nehmen jedoch farblich und materiell Bezug auf den Charakter der Braunkohle. Der gelungene Kontrast zwischen hellen Innenräumen und schwarzem Baukörper ist sehr eindrücklich. Die Nutzung von Holz für Konstruktion und Fassade bewertete die Jury als positiv, die Verwendung regionaler Quellen würde die Nachhaltigkeit des Projekts weiter erhöhen.

Anerkennung "Xylit"

CARBONEUM

Fachhochschule Erfurt

Das Preisgeld von 500€ geht an das Team der Fachhochschule Erfurt: Johannes König, Hendrik Querengässer, Paula Schumann, Johannes Gehrke

Das Dach des Museums entwickelt sich zum Hochpunkt in Richtung nordöstlicher Ecke dieses ausgesprochen smart und elegant sich zeigenden Gebäudes. Er weist in Richtung See, wo Besuchende den Raum in voller Höhe wahrnehmen können. Der Innenraum spielt mit offenen, erhöhten und helleren Bereichen, die engen, sich schließenden, dunkleren Zonen gegenüberstehen.

Die äußerst beeindruckende Konstruktion mit ihrer expressiv modernen Form ist ein richtiger Hingucker. Die Jury war sich allerdings nicht sicher, ob der als künstliche Landschaft gestaltete Raum gut bespielbar und das sehr präsente Holztragwerk möglicherweise etwas überproportioniert sei.

Des Weiteren erhält der Entwurf für das exzellente Rendering sowie die gelungene Videosimulation eine Anerkennung.

Anerkennung "Carboneum"

schwarz.weiss

Technische Hochschule Augsburg

Das Preisgeld von 500€ geht an das Team der Technische Hochschule Augsburg: Linda Schwabl, Birte Lau, Dominik Amann

Bei dem Entwurf schwarz.weiss überzeugte die Jury der Wille zum Experimentieren mit spannenden, neuen Materialien und deren Einbezug in das Design. Mit dem Ansatz „Fassade neu denken“ und einem Innovativen Konzept geht der Entwurf neue Wege. Mit der Verschränkung der Baukörper zeigen der Entwurf der Architektur selbst sowie die städtebauliche Gliederung das große Potenzial einer konsequenten Weiterentwicklung.

Annerkennung "Schwarz.weiß"

Low tech

BTU Cottbus-Senftenberg

Das Preisgeld von 500€ geht an das Team der BTU Cottbus-Senftenberg: Nicole Schneider, Anastasia Bastrygina, Francisco Föse, Nicole Schneider, Anastasia Bastrygina

Mit dem starken Fokus auf Nachhaltigkeit bewertete die Jury diesen Entwurf vor allem auch in Hinblick auf den niedrigen Carbon Footprint und die umfassende Ökobilanz als sehr gelungen. Die gute Dokumentation der Ökobilanz und die schlüssige Energietechnik begeisterten die Jury. Die angedachte Bauart bietet, mit Blick auf die Nachhaltigkeit, eine Vielfalt an Möglichkeiten, besonders wenn die Materialen aus nachhaltigen und regionalen Quellen stammen.

Anerkennung "Low Tech"

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