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Bild: J. Schicke/VDI

VDI-Round Table

Circular Economy für Kunststoffe

VDI-Round Table Circular Economy für Kunststoffe

Rohstoffwende bei Kunststoffen braucht Politik mit Weitsicht

Bis 2045 gilt es auch bei Kunststoffen unabhängig vom Rohöl zu werden. Das ist das erklärte Ziel von Politik und Industrie. Aktuell werden jedoch in Deutschland noch 85 % der neuen Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen hergestellt.

Um diese Differenz aufzulösen und nah an die vollständige Verwendung zirkulärer Rohstoffe bei der Kunststofferzeugung zu kommen, ist zweierlei erforderlich: Zum einen muss sich die Wertschöpfungskette in Teilen neu erfinden und zum anderen bedarf es kluger Rahmenbedingungen und Anreize für diese Transformation.

Denn die Transformation einer linearen hin zu einer kreislaufgeführten Wertschöpfung stellt beachtliche Veränderungen für die einzelnen Akteure von der Chemie bis zur Abfallwirtschaft dar. Sie erfordert einen Paradigmenwechsel beim Verwenden von Ressourcen und ein Umdenken aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette.

Mit einem Round Table hat der VDI erstmals Experten und Expertinnen aus allen Teilbereichen der Wertschöpfungskette zusammengebracht, um über die Herausforderungen, Chancen und notwendige Maßnahmen dieser tiefgreifenden Transformation zu diskutieren. Wichtiger Bestandteil dieses Dialogs war auch die Einbeziehung von Politik, Wissenschaft und NGOs.

VDI-Round Table veröffentlicht White Paper

Zum Abschluss des dreijährigen Dialogprozesses und auf der Basis des Green Paper veröffentlichte der VDI-Round Table im November 2022 das White Paper „Circular Economy für Kunststoffe neu denken – Wie die Transformation zur zirkulären Wertschöpfung gelingen kann“. Es stellt die Ergebnisse und Empfehlungen dieses Dialogprozesses in komprimierter Form dar. Die Analyse verschiedener Handlungsfelder mündet in Handlungsempfehlungen für Politik und Industrie.

Der VDI-Round Table hat vier große, prioritäre Handlungsfelder identifiziert:

  • Die Kunststoffwirtschaft für den Kreislauf (re-)organisieren
  • Kreislaufschließung zur Aufgabe aller Beteiligten machen
  • Regulatorische Anreize für eine zirkuläre Kunststoffwirtschaft schaffen
  • Produkte für den Kreislauf konzipieren

Je Handlungsfeld wurden die Potenziale und Herausforderungen einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft betrachtet. Von besonderer Bedeutung sind nach Auffassung des VDI-Round Table vor allem übergreifende Maßnahmen, die einen systemischen Wandel vorantreiben. Denn der Wandel zur Circular Economy wird nur gelingen, wenn nicht nur technische Einzellösungen, sondern das gesamte „System“ von Anfang an auf die Erzeugung und Nutzung hochwertiger Recyclingrohstoffe (Rezyklate) ausgerichtet wird.

Handlungsempfehlungen

Bei den Handlungsempfehlungen werden entlang der Handlungsfelder fünf verschiedene Thematiken aufgegriffen:

  • Gemeinsame Plattform zur Gestaltung der Transformation einer Circular Economy für Kunststoffe
  • Strukturen für die Kooperation von Verwertung, Rohstoffherstellung, Kunststofferzeugung und Verwendern/OEM schaffen
  • Intelligenten Mix aus ordnungspolitischen und ökonomischen Lenkungsinstrumenten prüfen und einführen
  • Produkte durch einen ganzheitlichen Designansatz konsequent für den Kreislauf konzipieren
  • Ausbau und Stärkung der Forschung im Bereich eines ganzheitlichen Ansatzes

Impressionen vom VDI-Round Table Circular Economy

Dr. Peter Orth, Geschäftsführer OPC - Orth Plastics Consulting

„Der Runde Tisch des VDI zum Thema Zirkuläre Wertschöpfung Kunststoffe ist eine einzigartige Veranstaltung in Deutschland. Erstmals gelang es, Vertreter aller am Kunststoffkreislauf Beteiligten und darüber hinaus Politik, Wissenschaft und NGOs an einen Tisch zu bringen und sie - unter Hintanstellung eigener wirtschaftlicher Interessen – in einen konstruktiven Dialog zu führen. Manche Probleme, die erstmals klar benannt wurden – so die Notwendigkeit der „Kreislaufschließung“ -, müssen nun von den Wirtschaftsbeteiligten angegangen werden. Der VDI wird diesen Prozess mit Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft tatkräftig unterstützen.“

Laura Griestop, Managerin Sustainable Business and Markets, WWF Deutschland:

„Wir brauchen zukunftsfähige Konzepte und Lösungen, um den primären Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen insgesamt zu reduzieren. Materialien und Produkte müssen konsequent so gestaltet sein, dass sie im Kreislauf geführt werden können. Der VDI-Round  Table Circular Economy bringt wichtige Akteure der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette an einen Tisch, um die verschiedenen Facetten der Diskussion zusammenzubringen und Lösungsansätze zu diskutieren. Gerade in einem so komplexen Themenfeld ist der Austausch elementar: Design for Recycling ist ein Abstimmungsprozess von der Kunststofferzeugung hin bis zur Entsorgung und Verwertung.“

Dr. Christian Haessler, Global Circular Economy Program, Covestro Deutschland AG:

„Kreislaufwirtschaft lässt sich heute von keinem Unternehmen alleine umsetzen, sondern nur zusammen mit allen Partnern entlang des Wertschöpfungskreislaufs. Genau diese Partner bringt der VDI inklusive der Vertreter aus Gesellschaft und Politik an einen Tisch. Die gut strukturierten und zielgerichteten Diskussionen helfen in wichtigen Bereichen der Kreislaufwirtschaft zusammen ein tiefgehendes Verständnis der nötigen Prioritäten zu entwickeln, als wichtige Voraussetzung um gemeinsam Fortschritte bei der Transformation hin zu einer auf Zirkularität ausgerichteten Wirtschaftsweise zu erzielen.“

Matthias Lesch, Geschäftsführer, Pöppelmann Holding GmbH & Co. KG:

„Der Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft ist eine der zentralen strategischen Herausforderungen für die Kunststoffindustrie. Für substantielle Fortschritte braucht es dabei eine Zusammenarbeit von Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, sowie der Stakeholder aus Politik und Gesellschaft. Der VDI Round Table Circular Economy hat alle diese Partner an einen Tisch gebracht und so neue Impulse und Ansätze ermöglicht. Ein sehr guter und wertvoller Beitrag zum gemeinsamen Ziel!“

Ansprechpersonen

Dr. Bita Fesidis

Dr. Bita Fesidis

Projektleiterin
Maximilian Stindt

Maximilian Stindt

Referent Public Affairs und Stakeholder Management
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